Extrema Ratio - Erl

  • Hallo Leute,


    es gibt ja (nicht unbedingt in diesem Forum) immer wieder Diskussionen, wo gemeint wird, der Erl bei den ERs ist für diese Art Messer zu klein bemessen. Und somit ist das Messer quasi nur bedingt für den extremeren Gebrauch geeignet.


    Ich möchte hier keine Abhandlung diskutieren bezüglich Materialkunde oder so, sondern einfach mal die Frage in den Raum stellen: Bei wem von Euch ist der Erl schon mal zu Bruch gegangen oder hat es in dem Bereich beschädigt?


    Das ist quasi mehr als Umfrage gemeint .....


    Danke und lg, Paul

  • Also beim meinem TFDE 15 ist bisher noch alles heile.
    Und das ist das Messer welches ich fast am meisten in den Wald nehme und auch für fast alle Arbeiten verwende.


    Meiner Meinung nach gibt es da keine Probleme. Außer natürlich die steckst die Klinge in einen Schraubstock und versuchst dan den Erl mit einem Rohr oder Hammer zu verbiegen.

    Bier kaltstellen ist auch irgendwie kochen!

  • Ich habe keine Erfahrungen mit den Serienmessern - aber anhand eines leicht gebrauchten TFDE 15 kann ich mir das nicht vorstellen :D

  • Guten Morgen.


    Dies ein gutes Topic und ich bin auf die Beiträge sehr gespannt.


    Genau diese Fragestellung hat mich vor einiger Zeit dazu bewogen die ER - Konstruktion ebenfalls kritisch zu übderdenken.


    Grundsätzlich ist ja ein Messer (für mich) ein reines Schneidwerkzeug, kein Meisel, kein Brecheisen, kein Schaber, kein Beil und kein Hammer.
    Somit würde ein ER - Erl für 99,9% aller meiner Anwendungen kein Problem darstellen.


    Jedoch treibt es mich immer wieder mal (in fiktiven Szenarien, oder in dienstlichen Belangen) in die Natur und ich habe eben nicht viel mehr bei mir als ein Fernglas, ein bischen Elektronik, Verpflegung, Wasser und halt eben nach Möglichkeit EIN Schneidwerkzeug mit möglichst breit gefächertem Verwendungsspektrum.


    Um jetzt hier nicht weit abzuschweifen, in kurzen Worten meine Erfahrungen mit dem ER Shrapnel (welches ich lange Zeit als Messer für ALLES führte).


    Der schmale und kurze überstehende Erl funktioniert halbwegs als Glasbrecher, jedoch haut man sich sehr schnell die Ecken des Erls ungleichmäßig rund (reine Optik und für ein Gebrauchsmesser unrelevant).
    Hierdurch "leiden" die Fähigkeiten des Glasbrechers etwas.
    Ein richtiges Problem ist eine Verwendung dieser Erl - Konstruktion beim Einsatz als Meiselersatz (um das Messer mittels Schlagholz durch einen Türrahmen zu treiben, bzw. beim "Ausstechen" von Öffnungen).
    Ein Schlagholz schafft es nicht richtig Energie auf die Messerspitze zu übertragen, da der kurze Erl sich ins Holz bohrt und Schlagwucht frisst und das Wenige was dann noch übrig bleibt, wird vom Gummipuffer des Griffs aufgefangen.
    Nimmt man einen Hammer, so ist die Gefahr wirklich groß, dass der Erl in Höhe des Schraubenlochs im Inneren des Messers bricht.


    Wer einmal den Griff eines ER abmontiert hat, wird SOFORT auf eine Sollbruchstelle des Messers aufmerksam.
    Zu Gunsten einer angenehmen Griffstärke ist nämlich der Innendurchmesser des Erls sehr schmal und durch die Bohrung für die Fixierschraube zusätzlich geschwächt.


    Dazu kommt, dass die Messer von ER durchgehärtet sind und auf Härte und Schnitthaltigkeit ausgelegt sind und nicht auf Schlagzähigkeit und Flexibilität.


    Ohne hier ein Bashing lostreten zu wollen, sollte man tunlichst vermeiden ein ER fallen zu lassen oder es als Wurfmesser zu missbrauchen.
    Mit einer schnellen Googlesuche sind ettliche Treffer zu gebrochenen ER Messern zu finden, die auch tatsächlich mal die Vitrine verlassen durften.


    Ein versenhentliches "FALLENLASSEN" auf die Küchenfliesen kann bereits zu viel sein und Teile der Klinge brechen weg (Stahl zu spröde gehärtet).


    Zumindest nach meinen Erfahrungen haben sich ER - Messer in meinem Bekanntenkreis in Afghanistan nicht bewährt (aber das trifft nur auf meinen sehr beschränkten Erfahrungshorizont zu, es gibt bestimmt auch ettliche die mit ihrem ER - Messer dort sehr zufrieden waren).


    Hier ein Beispiel - Link zu einer ER - Ruine, die die Standartbeschädigungen sehr schön zeigt, sofern man das Messer eben nicht mehr NUR zum Schneiden verwendet:


    Klick MICH !


    Just my 2 cents ... ich persönlich besitze keine ER - Messer mehr. Andere Hersteller erfüllen mit ihren Modellen meine Anforderungen besser.


    LG, T. 8)

    Kämpfen – aber mit Freuden! Dreinhauen – aber mit Lachen!
    Kurt Tucholsky (1890 - 1935)

    Einmal editiert, zuletzt von RealShadow ()

  • Bedenken hinsichtlich der Stabilität der ER-Messer haben mich auch lange Zeit geplagt. Irgendwo im Messerforum hat sich mal jemand die Mühe gemacht, per FEM die Materialbeanspruchung im Erl (insbesondere im Bereich um das Loch für die Griffschraube) zu berechnen. Klar ist der Erl dort nicht so stark, wie wenn dort kein Loch wäre. Deshalb ist dieses Loch in meinen Augen die einzige Schwachstelle, über die man diskutieren könnte.


    Auf jeden Fall ist es - bei egal welchem Messer - nicht nötig, den Erl in voller Materialstärke und -Breite bis zum Griffende zu führen. Am Griffende treten, selbst bei grober Misshandlung wie z.B. Hebeln, keine nennenswerten Querkräfte und Biegemomente mehr auf. Man möge sich diesbezüglich den Schnittkraftverlauf in einem Kragträger ansehen.


    Insofern finde ich es richtungsweisend von ER, den Erl in seinen Abmessungen zu verkleinern, weil sich dadurch viel Gewicht sinnvoll einsparen lässt.

    Busse - Harsey - Hinderer


  • Am Griffende treten, selbst bei grober Misshandlung wie z.B. Hebeln, keine nennenswerten Querkräfte und Biegemomente mehr auf. Man möge sich diesbezüglich den Schnittkraftverlauf in einem Kragträger ansehen.


    Das beschreibt den Sachverhalt eigentlich am Besten.


    Grundsätzlich ist ja ein Messer (für mich) ein reines Schneidwerkzeug, kein Meisel, kein Brecheisen, kein Schaber, kein Beil und kein Hammer.
    Somit würde ein ER - Erl für 99,9% aller meiner Anwendungen kein Problem darstellen.


    Auch das sind wahre Worte! Ich kann aber auch die negative Seite nachvollziehen die du geschildert hast, RealShadow. Ich habe mir mal bei einem Col Moschin Compact eine Ecke aus der Klinge ausgebrochen als ich mit dem Messer abgerutscht bin. Das geht schon recht schnell. Umgekehrt hatte ich auch schon ein Chris Reeve Umnumzaan Tanto da, dass seine Spitze eingebüßt hat weil damit ein Kronkorken durchstochen wurde.


    Ich denke, wenn man die ER Messer mit ein wenig Augenmaß verwendet, wird da nicht viel passieren.


    Trotzdem, ich finde bei ER mangelt es in letzter Zeit an Innovationen. Ich denke, dass es mittlerweile viele Hersteller gibt, die gleichwertige oder bessere Messer in einem ähnlichen Preisgefüge anbieten. Für ein Einsatzmesser wäre Extrema Ratio nicht mehr meine erste Wahl. Es gibt viele Amerikanische Newcomer die ausgezeichnete Messer aus besserem Stahl und mit einer besseren Scheide zum Verkauf anbieten. Man zahlt auch bei ER viel Name mit. Die Messer werden mittlerweile in industriellem Maßstab gefertigt, und könnten dafür und für den aufgerufenen Preis besser verarbeitet sein.


    Man kauft ein Stück italienischen Lifestyle, den ich wenn er ausdrücklich gewünscht wird natürlich nach wie vor gerne verkaufe.


    Bis auf ein Col Moschin Compact habe ich meine komplette private Sammlung an ER Messern verkauft.

  • Hi ICEMAN, ja das war eine lustige Aktion und das TFDE15 habe ich immer noch.
    Es wurde weiterhin misshandelt, z.B. in Motorradhelme gesteckt und so weiter.



    @ Alle:
    Hier der Bericht von Bernhard: TFDE 15 Härtetest
    Ich habe einige ER's und bei mir ist noch nichts passiert, aber wie ihr sehen könnt, gehe ich auch sehr pfleglich mit meinen Er's um :whistling: :D

    Grüße Frank

    2 Mal editiert, zuletzt von Nordwind ()

  • Hallo Leute,


    ich hab' einige ER, und bei mir ist noch nie was gebrochen, obwohl ich alle Messer hart rannehme.


    Ich denke, jedes Messer kann brechen, wenn man es entsprechend behandelt. Dass es dann an der schwächsten Stelle bricht - die Spitze, der Übergang von Klinge zum Erl oder eben ein Schraubenloch, ist auch logisch. Wo soll's denn sonst brechen? Aber bei den Extrema-Ratio-Knüppeln mach ich mir da ehrlich gesagt wirklich keine Sorgen.


    Dass in letzter Zeit etwas die Innovationen fehlen - da stimme ich zu: Ich brauch' jedenfalls kein taktisches Rasiermesser von ER oder irgendwelche schneidig aufgemotzten Küchenmesser.


    Bergmännle

  • Also, wenn man von Hand ein Stück Stahl in der Dimension dieses Erls von ER oder sonst einem Messer zerbrechen kann, dann würde ich mir langsam anfangen Gedanken zu machen.


    Was eine mögliche Schwachstelle betrifft, das stimmt schon, bei einer Extrembelastung wird wohl der Übergang Klinge zum Erl "in die Knie gehen", aber so etwas kann ich mir beim normalen Gebrauch nur sehr schwerlich vorstellen, außer der Stahl taugt nicht zur Klinge oder die Wärmebehandlung ist aus irgendeinem Grund aus dem Ruder gegangen. Bei einem unsachgemäßen Gebrauch, damit meine ich Klinge in den Schraubstock einspannen, Erl schaut nach oben raus, und mit dem Hammer seitlich auf den Erl schlagen, ja, dann bricht er. Manche eher, manche später, aber wer macht denn so etwas (ich lasse jetzt mal Bruchtests im Zuge von Überpüfungen außer Acht),


    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Hi,


    danke für die ganzen Rückmeldungen, ist sehr interessant und aufschlussreich.


    Interessant wäre noch, wie das gleiche Szenario bei anderen Messerherstellern aussieht. Im high-price Segment (z. B. Strider, Hill, etc.) und auch in low-price Segment (z. B. Glock). Ich glaube aber nicht, dass es da nenneswerte Unterschiede gibt.


    Bei ER bin ich der Meinung, dass es sehr gute Messer sind, es aber sicherlich noch Verbesserungspotential gibt. Bezüglich Innovation bei ER, naja, das ist ja der Stil des Messerherstellers. Das Rad immer neu zu erfinden macht meiner Meinung nach auch keinen Sinn. Die Form des Messers ändern - nein, Innovation bei Materialverbesserungen - ja. Ich habe meine ERs noch nie so richtig hergenommen, möchte das aber ändern :D . Ich hoffe, dass ich nicht enttäuscht werden.


    Bei der ganzen Thematik sollte man eines nicht vergessen. Es ist und bleibt ein Messer, keine Axt, kein Stemmeisen oder ähnliches.


    lg, Paul

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