Budget-Einsatzmesser 1 – Böker Plus Savior 2 Rettungs-/Einsatzmesser

  • 1. Budget-Einsatzmesser 1 – Böker Plus Savior 2 Rettungs-/Einsatzmesser


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    Ich werde immer wieder von Kollegen aus meinem Bereich oder von befreundeten jungen Polizeikräften angesprochen, die meine Messer-Sachkunde aus gemeinsamer Arbeit oder aus den Workshops kennen. Die suchen dann - ausschließlich als Werkzeug selbstverständlich! - ein Messer....als Hilfsmittel bei Durchsuchungen von Gegenständen, als Rettungswerkzeug, als Zugriffswerkzeug bei Zugriffen z.B. auf Personen in Fahrzeugen und, und....


    Man sollte also meinen, bei einem solchen Bedarf sei es eine Selbstverständlichkeit, daß der Dienstherr so etwas dann auch in angemessener Qualität stellt. Das ist aber nicht so, die Ausrüstungssituation ist ganz verschieden - von der dienstlichen Ausstattung mit sehr brauchbaren Messern bis zu schiefen Blicken auf diejenigen, die dann eben selbst etwas für sich besorgen und mitführen. Die Leute, die am blödesten schauen, sind meist die ersten, die sich ein Messer dann von einem der "Möchtegern SE-ler" oder "jungen Rambos" ausleihen, übrigens meist so gedanken- wie schamlos....


    Nun möchte ich nicht, daß meine "Kinderchen" schlimmstenfalls von der Zielperson ein notwendiges Werkzeug ausleihen müßten, das er ihnen nicht mal leihen müßte oder das schlimmstenfalls vorher mit irgendwas Hochansteckendem kontaminiert wurde...
    Mein eigenes Team ist mit Einsatzfoldern als Arbeits-Werkzeug ausgestattet, die ich selbst spendiert habe, andere Interessierte kaufen sich eben so etwas selbst.


    Bei den meisten in UNSERER Runde darfs dann für so eine Anschaffung auch mal ein Euro mehr sein, manche jungen Leute müssen aber auch genau schauen, was sie sich da gönnen können. Andere sehen auch nicht ein, hohe Beträge für etwas auszugeben, das man ihnen eigentlich zur Verfügung stellen sollte. W e n n aber wiederum dienstlich beschafft wird, ist ein "zu hoher" Stückpreis auch schnell ein Grund, so ein Modell eben n i c h t zu beschaffen....


    Kurzum: Sowohl für Vorschläge zu dienstlicher Beschaffung als auch für Vorschläge an nicht ganz so messeraffine oder für in ihrem Etat entsprechend eingeschränkte Kräfte ist es gut, ein wenig auch im Budget-Bereich dieser Messer-Gattung die Augen offen zu halten und zu schauen, was man da Brauchbares vorschlagen kann. Ganz nüchtern: Mein Nemesis staunen viele auch nur so lange an, bis ich ihnen sage, was das heute kostet....beim Dieter CQC Mark 1 ist das ebenso. Nützt dann nix, dass das ziemlich perfekte Einsatzmesser sind.


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    Der Markt hat ja eine erhebliche Breite, auch preislich, von weit über 250 € teuren Exemplaren wie dem Nemesis über den 100 €-Bereich, den hier z.B. das CRKT M16-14 SF repräsentiert, ein sehr gutes Rechtshänder-Einsatzmesser, bis eben zum U50-Preisbereich, der für die Beschaffer und nicht so messeraffine oder nicht so begüterte Anwender eben auch sehr interessant ist.


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    Hier mit den Vertretern Böker Savior, Ganzo G704, Kershaw-Emerson 4K-XL und CRKT Crawford-Kasper.


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    Daher möchte ich in diesem Jahr mit der Zeit verschiedene vorausgewählte Messer im Budget-Bereich ausprobieren und sie und die Erprobung dann hier vorstellen, die Threads dazu werde ich dann jeweils mit dem Tag "Budget-Einsatzmesser" recherchierbar benennen.

  • 2. Einsatzmesser: Backup?? Zugriffswerkzeug? Rettungstool? Dursuchungswerkzeug?


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    Wählt man ein Werkzeug, sollte man das natürlich sinnvollerweise danach auswählen, welche Aufgaben es erfüllen soll. Beim Begriff „Einsatzmesser“ kommen da schnell falsche Vorstellungen auf, auch die übliche irrationale Messer-Hexenjagd findet da schnell statt.


    Amtliche Beschaffer mögen keine „Einsatzmesser“ – selbst bei ansonsten sehr gut ausgestatteten Einheiten in Nomex-Overalls, oft auch Helmen und Sturmhauben, taktischen Westen, Schußwaffen, oft genug selbst auch vollautomatischen, kommen sie mit dem putzigen Gedanken, so ein Einsatzmesser sehe ja „zu martialisch“ aus und sei sicher sowieso nur als Waffe gedacht.


    Ziehen wir also mal diesen Punkt vor, auch wenn er dann im praktischen Gebrauch völlig unwahrscheinlich und exotisch ist und nur in absoluten Ausnahmefällen so vorkommt:


    Dienstlich verwendete Einsatzmesser sind in keinem mir bekannten nichtmilitärischen deutschen Fall „Dienstwaffe“, sie sind ausschließlich Werkzeug - und so werden sie auch verwendet. Sollte eine Einsatzkraft aber lebensbedrohlich angegriffen werden, darf sie – im Notwehrumfang, nicht zur Durchsetzung ihrer Eingriffsrechte – von einem Werkzeug zur eigenen Selbstverteidigung im erforderlichen Umfang Gebrauch machen, also z.B. auch von einer Taschenlampe, einer Plombenzange, im Büro z.B. auch einem Leitz-Locher oder so zu meiner eigenen Anfangszeit in meiner Verwaltung auch allerschlimmstenfalls einem Vorschriftenordner mit so fürchterlichen Inhalten wie der Milchfett-Verbilligungs-DA oder der endlos gültigen Vorläufigen Verwaltungsvorschrift zur Bundeshaushaltsordnung….


    Das macht das Messer aber nicht zu einer „Waffe“, und Zweck der Sache ist es natürlich auch nicht, aber eben im Einzelfall vielleicht nötig. Ich selbst würde z.B. auch ein Durchsuchungswerkzeug einsetzen, wenn ich sonst erwürgt würde….oder mir meine Schußwaffe sonst abgenommen und ich dann damit erschossen würde. Das dürfte ich auch.


    Trotzdem natürlich immer der Verdacht, man würde so etwas primär als Waffe mitnehmen wollen, ob nun bei uns oder bei Soldaten….die knapp 700 Jahre, in denen die nun schon praktische Schußwaffen für den Primärauftrag verwenden, statt engsträumig vor sich hin zu pieken, scheinen für ein Umdenken in manchen Verwaltungshirnen eine deutlich zu kurze Zeit.


    Dabei gibt es bei der Erfüllung von Einsatzaufgaben wirklich auch ohne einen Gedanken an Waffengebrauch mehr als genug Notwendigkeiten für ein schneidendes Werkzeug:


    Zugriffswerkzeug:


    Verwechslungen kommen sehr rasch in einem Aufgabenbereich auf, in dem sehr wohl repressiv auf Mitmenschen eingewirkt wird, sogar auch „gewaltsam“, allerdings nicht mit einem Messer als Waffe, sondern als ausschließlich gegen Sachen angewandtes Werkzeug: bei Zugriffen auf Personen in Kraftfahrzeugen, wie er auch für normale Einsatzkräfte (nicht nur SEen) in Einzelfällen vorkommt, wenn auch selten.


    Um das mal klarzustellen: Es ist grundsätzlich vorzuziehen, NICHT physisch auf die Zielperson einwirken zu müssen, und auch möglichst wenig auf Sachen. Das gilt auch hier, und ich habe bei solchen Jobs IMMER vorgezogen, die Situation so zu steuern, daß ich der Zielperson Gelegenheit zur Kooperation gegeben habe und NICHT irgendwas kaputtmachen oder jemandem wehtun mußte.
    Leider geht das aber nicht immer. Zugriff angeordnet, aber Tür zu Knöpfchen runter, Scheiben oben und null Kooperation, vielleicht sogar der Versuch, das Fahrzeug in Gang zu bringen. Und jetzt? Schultern zucken und dann eben wegfahren lassen?
    Das könnte durchaus eine Antwort sein, denn es gibt durchaus Vollzugsdienste, die solche Zugriffe im Auftrags-Portfolio auch normaler Einsatzkräfte haben, zumindest im Notfall, denen aber gar keine geeigneten Werkzeuge an die Hand geben, solche Aufgaben auch zu erfüllen.


    Da muß man dann also schlimmstenfalls Glas brechen – und hoffen, daß es sich um ein Fahrzeug mit Seitenscheiben aus Einschichten-Sicherheitsglas mit Vorspannung handelt und nicht um das für Frontscheiben (und eben auch Seitenscheiben mancher hochwertiger Fahrzeuge) verwendete Mehrschichten-Verbundglas handelt, dem man mit normalen Glasbrechern nicht beikommt und Spezialwerkezeug wie z.B. Glassägen oder Scheiben-Harpunen benötigt, das dann wieder nur die SEen zur Verfügung haben.



    Ist die Zielperson angeschnallt, kooperiert sie wieder entweder und schnallt sich selbst ab – oder man muß sie eben irgendwie aus dem Gurt bekommen, wenn sie NICHT kooperiert.
    Da selbst im Auto herumzufummeln, ist ziemlich gefährlich, also muß man möglicherweise von außen den Gurt durch Durchtrennen lösen. Das sollte man mit normalen Messer-Skills nicht mit der Hauptklinge machen, wenn man es irgend vermeiden kann – z.B. eben durch einen geeigneten Gurtschneider.


    Beides, Gurtschneider und Glasbrecher, kann man entweder zusammen mit der für andere Werkzeugfunktionen ebenfalls regelmäßig benötigten Messerklinge in EINEM Tool vereint haben, oder man differenziert die Ausrüstung in Einzelwerkzeuge:



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    Savior 2 und Blackhawk / Dieter CQB Mk 1 als Vertreter der Kombi-Lösung.


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    CRKT Crawford-Kasper, Ontario ASEK Strap-Cutter und ein Baumarkt-Federkörner als Vertreter der differenzierten Lösung.



    Rettungswerkzeug:


    So sehr es anzustreben ist, im Zugriffs-Einsatz diese Tools nicht anwenden zu müssen, gibt es andere Bereiche, in denen man gar keine Möglichkeit hat, die Sache so zu steuern, daß die Wahrscheinlichkeit zur Anwendungs-Notwendigkeit sinkt: im Rettungseinsatz.


    Ich habe selbst schon bei Einsatzfahrten verunfallte eigene Fahrzeuge erlebt und ebenso auch schon verunfallte Zielfahrzeuge, eins auch mal mit weiteren schwer beschädigten Fahrzeugen und selbst einigen Überschlägen bei einem Fluchtversuch. Ich habe auch mehrfach schon bei Dienstfahrten erlebt, Hilfe bei Unfällen von Drittfahrzeugen leisten oder „Hilos“ bergen zu müssen . Über die reine Wahrscheinlichkeit nach dem Gesetz der großen Zahl durchs ständige Fahren haben insbesondere Polizisten da auch noch besondere Garantenstellungen zu beachten….


    Auch da fallen die gleichen Arbeiten an: zur ggf. hilflosen verunfallten Person vordringen und sie ggf. aus dem Fahrzeug bergen, ggf. auch hier unter Trennen des Gurts, wenn man nicht mehr ans Gurtschloß kommt.


    Auch bei den immer wieder in völlig überhitzten Kraftfahrzeugen gestresster oder smartphonebeschäftigter Eltern vergessenen Kindern oder meinetwegen sogar nur Hunden ist man froh, bedarfsweise eine Scheibe knacken zu können. Und glaubt mir, eine Autoscheibe ist nicht „einfach so“ eingeschlagen, auch keine Seitenscheibe aus Sicherheitsglas. Ich hab da wie gesagt schon Maglite-Köpfe wegfedern sehen, allerdings auch schon erlebt, wie so ein vollgekokster Depp mal eine mit bloßer Faust eingeschlagen hat…..


    Da ich sowohl aus beruflicher als auch privater Überzeugung selbst nicht so auf Kokain stehe, ziehe ich die Verfügbarkeit eines sicher glasbrechenden Werkzeugs eindeutig vor.



    Durchsuchungs-/Kontrollwerkzeug:


    Keine Sorge, wir reden hier nicht über körperliche Durchsuchungen..
    Aber bei Durchsuchungen oder Kontrollen von Gewerbeobjekten, Wohnungen, Fahrzeugladungen usw. fallen immer wieder Schneidarbeiten an, wenn man z.B. Packstücke aufschneiden muß, um verstecktes deliktisches Gut aufzufinden. Oder man muß Kabelbinder um Kabelbündel lösen, wenn ein PC zur Auswertung mit muß. Oder auch mal eine „Tarnladung“ schlachten, in der geschmuggelte Ware verbaut ist….
    Auch nichtschneidende Arbeit fällt immer wieder an, und nicht immer hat man dann differenziertes Werkzeug zur Hand, mit dem man dann speziell z.B. hebeln kann: Mann will meinetwegen einen Behälterdeckel aufhebeln oder eine Fußleiste abhebeln oder ein Fach aufdrücken….


    Über die Jahre habe ich bei so etwas unzählig oft Messer verliehen, primär an diejenigen, die am meisten darüber zu lästern hatten, daß ich ein geeignetes Werkzeug für solche Arbeiten mitführe.
    Mittlerweile habe ich bei vielen zu einem gewissen Sinneswandel beigetragen, viele führen nun so etwas selbst mit, auf einmal ist das gar nicht mehr „möchtegernrambo-haft“ oder „martialisch“, sondern erkannterweise einfach praktisch und nötig.


    Mein eigenes Team hat von mir CRKT Crawford-Kasper bekommen, Gurtschneider und Tools mit Beitel-Spitze als Durchsuchungstools wurden auf meine Initiative hin sogar dienstlich beschafft. Steter Tropfen….



    Da ich meine Tools selbst beschaffe, mußte ich „Vorlieben“ unserer Beschaffer diesbezüglich nicht berücksichtigen. Sie mögen immer noch keine „Einsatzmesser“, sondern sind eher mit dem Argument „Rettungstool“ zu überzeugen, schlimmstenfalls auch noch „Zugriffstool“, weil man hier einen konkreten Einsatzauftrag benennen kann, für den man kein Werkzeug hat. Zumindest in der eigenen „Firma“ zog dann aber auch der Aspekt des Durchsuchungswerkzeugs, der uns die Beitel-Tools beschert hat. Wie gesagt, die Messer für mein eigenes Team hab ich dann „on top“ selbst beschafft, als Ausnahme zum sehr bediensicheren aber voluminösen Crawford-Kasper hab ich meiner sehr schlanken jungen Vertreterin ein FKMD Hector spendiert…


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    Ich selbst hatte bei der o.a. Alternative des Allzwecktools oder eben der differenzierten Ausstattung früher lange Jahre ein maximal stabiles Messer mit hinterem Glasbrecher.
    Mittlerweile habe ich selbst beim „großen Besteck“ des Einsatzkoppels die Ausrüstung auf Messer, Beiteltool, Glasbrecher (Federkörner oder Glasbrecher-Kopf der Nextorch TA-30) und Gurtschneider (der auch „Kabelbinder“ und Textilfesseln schneidet) differenziert. Muß es „schlanker“ weil konspirativer sein, komme ich allerdings auf Kombi-Lösungen wie das Dieter CQD Mk1 oder das ER Nemesis immer noch gern zurück.


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  • 3. Der Kandidat


    Erster Testkandidat mit Vergleichen mit anderen Budget-Modellen ist das


    Böker Plus Savior 2 Rettungs-/Einsatzmesser


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    Das Testmesser hat mir Marc „Beagleboy“ von Böker freundlicherweise zur Verfügung gestellt (wie immer: Ende offen…“Mach mal!“…und wie immer unter uns ohne den Gedanken an „Nettigkeiten“). Es wird nach der ersten vergleichenden Erprobung bei mir und meinem Team im Langzeit-Gebrauch verbleiben, und ich werde dann auch nach einiger Zeit nachberichten, wie es sich auf Dauer im Realbetrieb gemacht hat.


    Hier bietet es Böker an:


    https://www.boker.de/taschenmesser/boeke…GWDfEYlPU3ENZkP



    Specs:


    Artikeltyp: Taschenmesser
    Gesamtlänge: 21,1 cm
    Klingenlänge: 8,5 cm
    Klingenstärke: 3,3 mm
    Gewicht: 159,0 g
    Klingenmaterial: 12C27


    Griffmaterial: GFK, TPR


    Verschluss: Linerlock


    Öffnungshilfe: Flipper


    Öffnung: Manuell
    Farbe: Schwarz
    Klingenfarbe: Schwarz




    Und die Händlerbeschreibung:


    „Die Rettungsmesserserie Böker Plus Savior ist sowohl für den privaten Nutzer konzipiert, der sich für den Fall eines Unfalles für die Fremd- oder Eigenhilfe wappnen möchte, wie auch für den professionellen Anwender, der das Messer dienstlich als Rettungswerkzeug führt. Solide Stahlplatinen tragen eine glasfaserverstärkte Kunststoffbeschalung, die an strategischen Stellen mit direkt aufgespritzten gripfördernden schwarzen TPR-Gummieinlagen versehen sind. Dies gewährleistet ein sicheres Handling auch bei Nässe oder Kälte und in Stresssituationen. Der auswechselbare Glasbrecher am Griffende knackt zuverlässig jede Seitenscheibe, und der ausklappbare Gurtschneider ermöglicht das gefahrlose Kappen von Gurten auch nah am Körper. Klinge mit Teilwellenschliff und Flipper. Die Messer sind mit einem abnehmbaren Clip (Tipdown) ausgestattet. Lieferung mit hochwertigem Nylon-Gürteletui.“


    Es handelt sich wegen des Flippers um ein Einhandmesser, und Böker verschweigt bei der Erwähnung der Privat-Nutzung (vermutlich aus der von mir geteilten Fassungslosigkeit), daß es rechtskräftige obergerichtliche Urteile gibt, nach denen es KEIN allgemein anerkannter sozialadäquater Zweck für das Mitführen eines Einhand-Messers ist, damit das eigene oder andere Menschenleben retten zu wollen. Von Waffen-Anwendungen sprechen wir hier ja überhaupt nicht, es geht hier ja eh nur um Werkzeug-Funktionen….
    Das in Umsetzung des 42a, geschaffen von Politikern, die sich gern und regelmäßig selbst von schwerbewaffneten Polizisten beschützen lassen und auch keinerlei Probleme damit haben, daß ihre begüterte Klientel von bewaffneten Wachdiensten und ihr eh versichertes Geld von bewaffneten Wert-Transporteuren beschützt wird. Ein Unfallopfer vor dem Verbrennen in einem Auto zu bewahren, scheint gesellschaftlich weniger dringlich….


    Das Messer ist also im Privatbereich führungsbeschränkt (da ist also eine andere Rettung-Konzeption zu empfehlen, z.B. eben mit kleinem Fixed, Gurtschneider und Glasbrecher, wenn man denn so naiv-beharrlich sein will, einfach den Gedanken der Rettung anderer Menschen nicht aufgeben zu wollen…).
    In dieser Betrachtung hier geht es aber ohnehin eher um die Verwendung als dienstliches Einsatzmesser in verschiedenen Anwendungsbereichen. Auch da habe ich schon genug Irrationalität erlebt, zumindest soweit ich es bislang mitbekommen habe, ist aber bei den Polizeien ebenso wie in der eigenen „Firma“ für den bewaffneten Vollzugsbereich das Mitführen eines Einhand-Folders als Rettungs-, Kontroll- und Durchsuchungswerkzeug ein allgemein als „sozialadäquat“ anerkannter Führungsgrund.

  • 4. Out oft he box:


    Das Messer kommt sauber und scharf aus der Schachtel, dazu gibt’s ein stabiles Cordura-Holster mit Gürtel-Lasche, in das man praktischerweise auch ein zweireihiges Pistolenmagazin bekommen könnte. Die Lasche passt hochkant auf Einsatzkoppel, längs aber nur auf normale Hosengürtel.


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    „Trotzdem“ hat es auch noch einen nicht umsetzbaren Gürtelclip (für rechts, tipsdown), der gut hält.


    Am hinteren Griffende ist ein ziemlich weit herausragender metallener Glasbrecher auswechselbar eingeschraubt, der jedoch bei Tragen und Gebrauch nicht stört.
    Die Wechselmöglichkeit ist ein Pluspunkt für das Messer – so ein Metalldorn plattet sich nämlich mit der Zeit ab und taugt dann nichts mehr, weil sich der Impact auf zuviel Fläche ausbreitet. Es ist ganz erstaunlich, was eine Autoscheibe aushält….Ich hab solche Scheiben schon wuchtige Schläge mit dem Kopf einer Vierer-Maglite stur wegstecken sehen.


    Beim Gurtschneider handelt es sich um einen aus dem Hinterende des Griffrückens mit Daumenknopf ausklappbaren innen geschärften kleinen Stahlhaken, der sich auch in dicken Handschuhen sauber ausklappen läßt.


    Die Klinge verfügt über keinen Daumenknopf, sie kann einhändig jedoch entweder über ein Einpressen in die Hohlkehle oder insbesondere durch Betätigung des Flippers geöffnet werden.



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    Flipper - erster Versuch: Öööööööffffnet teilweise…so etwa auf 90 Grad. Komisch, ist doch gar kein Hinderer :) Sorry, mußte mal wieder sein….
    Nein, Spaß beiseite: Mit statischem Handgelenk geht da nichts.
    Weiß man das dann, läßt es sich per Flipper und ein wenig Schwung aus dem Handgelenk aber gut öffnen. Trotzdem wäre ein beidseitiger Daumenknopf keine schlechte Idee gewesen für ein Messer mit Glasbrecher, das man dann sinnvollerweise auch in Handschuhen bedienen sollte. Und da wäre so ein ausgeprägter, langer Thumb-Stud deutlich besser gewesen als eine Hohlkehle.


    Irgendwelche Makel, die man vernünftigerweise bei einem Messer dieser Preisklasse beanstanden sollte, haben sich nicht gefunden. Ich geh an sowas aber auch mit anderen Ansprüchen heran als die Sammler oder die Ingenieure unter uns…

  • 5. Handling:


    Ich selbst bin beim Arbeiten fast immer im „Normalbetrieb“ mit Halbfinger-Handschuhen unterwegs. Die schützen beim Stürzen oder Abstützen, lassen aber normales Handling von Stiften, anderen Gebrauchsgegenständen oder eben schlimmstenfalls auch der Kurzwaffe zu. Auf lange Handschuhe steige ich meist nur um, wenn es absehbar „physisch“ wird, man Leute anfassen muß, die man ungern barhändig anfassen möchte, oder natürlich auch, falls man absehbar mit irgendwas Dinglichem grob in Kontakt kommen muß oder es auch mal richtig schmutzig wird. Auch in meinem Alter und Rang mach ich mich noch schmutzig, nicht mehr jedesmal, aber immer noch in dem Maß, daß ich meinen Leuten nur abverlange, was ich auch selbst mache…


    Das Messer liegt gut und rutschsicher in der bloßen wie in der leicht behandschuhten Hand. Bei meiner (geringen!) Handgröße finde ich in allen Positionen eine gute Handlage und kann das Messer auch gut bedienen. Manche Haltungen könnten aber nach meiner Einschätzung für Anwender mit großen Händen (insbesondere, wenn zusätzlich noch dickere Handschuhe getragen werden…) ein wenig knapp/eng werden. Wir werden das im Langzeitversuch noch testen, das bekommt dann ein Teamkamerad mit Händen > 10.


    Wie gesagt, Aufflippen ohne Gelenk-Zusatz-Schwung geht nicht, weiß man das, öffnet sich das Messer mit Zusatz-„Kick“ aber tadellos…


    Forward hält sich das Messer sehr sicher, der Flipper bietet sehr guten Schutz vor einem Abrutschen auf die Klinge. Das ist mir insbesondere für weniger messeraffine Anwender sehr wichtig, daher hat mein Team auch das CRKT Crawford-Kasper mit der sehr tiefen Zeigefinger-Mulde.


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    Auch reverse oder in der Edge-up-Haltung, mit der man z.B. Gurte kappt, „passt“ alles bei mir, auch der Clip stört mich dabei nicht.


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    Das gilt auch beim Bedienen des Gurtschneiders:


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    Beim beabsichtigten Glasbrecher-Einsatz ist mir der recht weit aus dem Griff ragende Klingenrücken in der Innenseite der ungeschützten Finger zu unbequem. Man kann aber das Messer einfach in der Hand drehen, findet dann eine passende Daumenauflage am Griffanfang, und der Klingenrücken hat dann in die von den Halbfingerhandschuhen geschützte Handfläche gedrückt. Auch barhändig ist es so bequemer:


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  • 6. Linkshändertauglichkeit , Einsatzhandschuhe


    Für mich ist ein Einsatmesser linkshändertauglich, wenn es sich mit der Linken öffnen und auch wieder entriegeln läßt. Ich bin Rechtshänder, jedoch Linksschütze, und hab jahrelang mit meiner „nur rechtshändertauglichen“ P6 gut arbeiten können.
    Ich halte nicht für erforderlich, ein Einsatzmesser dann z.B. auch linkshändig komplett einhändig ohne Kontakt mit anderen Körperteilen oder Umgebungsgegenständen auch komplett wieder schließen zu können, man darf nur keine zweite Hand benötigen – weil man die z.B. zum Festhalten auf einer Leiter, beim Klettern, beim Abstützen usw. benötigt.
    Also finde ich völlig in Ordnung, nach einhändigem Lösen des Verschlusses die Klinge z.B. durch leichtes Gegendrücken an der Hinterseite des linken Oberschenkels oder des rechten Unterarms wieder einzuklappen. Das kann übrigens auch viel sicherer sein als schwungvolles Zuschwingen einhändig, wenn da noch ein vorwitziger Finger dazwischen im Weg ist…
    Insbesondere mein Nemesis schließe ich seit vielen Jahren schon „automatisch“ so, weil man den Griff zum Lösen des Backlock recht fest und weit hinten fassen muß, der Lösehebel ist bretthart…


    Wie bei der Linkshändertauglichkeit ist auch für das Bedienen in Einsatzhandschuhen für mich nicht das Kriterium, das Messer dann „in der Hand“ wieder komplett autark schließen zu können – man muß es nur problemlos aufbekommen und nach dem Gebrauch den Verschluß wieder lösen können, beides ohne zweite Hand. Auch im Rechtshänderbetrieb darf man es aber meinetwegen am Oberschenkel, vor der Brust oder am anderen Unterarm kontrolliert einklappen.


    Ein Referenzmodell für mich ist für das Bedienen auch in dicken Handschuhen das MOD (jetzt BHB) / Dieter CQB Mk 1, ein Einsatzmesser-Klassiker, der auch von Kommandos geschätzt wurde, auf Dauer den Beschaffern aber schlicht zu teuer war….


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    Den Button-Lock, ob nun bei BHB oder Hogue, bekommt man auch in dicken Handschuhen sowohl mit dem Daumen als auch mit dem Zeigefinger gut gedrückt, dann kann man problemlos die Klinge einschwingen, auch ohne Umgebungs-Kontakt. Auch Öffnen läßt sich das Messer links wie rechts tadellos.


    Die Handschuhe hier sind dicke gefütterte britische Armee-Handschuhe, prima für den Winter, die man z.B. derzeit bei Räer für kleines Geld (etwa 14 Euro) bekommt….


    Das Savior läßt sich nicht so optimal bedienen wie das BHB, das war bei einem Liner-Lock aber auch kaum zu erwarten. Die Frage ist also eher, ob es „immer noch“ sauber und einfach genug geht.


    Das tut es. Selbst ich - bekennender Grobmotoriker – bekomme es, rechts wie links, in dünnen oder dicken Handschuhen, einhändig zügig geöffnet und ohne Gehampel wieder geschlossen.


    Das Öffnen geht wegen Flipper und Gelenkschwung eh unabhängig von Handschuhstärke usw. eh immer.


    In Handschuhen läßt sich der Liner zum Lösen auch in den dickeren Handschuhen noch sauber ertasten und verschieben.


    Bei Liner-Locks habe ich mit der Linken dafür zwei Techniken:


    Entweder den Liner statt mit dem Daumen mit dem Zeigefinger verschieben - oder das Messer in der Hand drehen, bis der Liner oben liegt, und mit dem Daumen verschieben und am Bein zudrücken. Geht beides.


    Problematisch wird das regelmäßig, wenn der Liner nicht weit genug aus dem Griff schaut im Lösebereich und / oder nicht griffig genug geriffelt ist und man in Handschuhen einfach nichts fixiert bekommt….Ist hier nicht so!


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  • 7. Mitbewerber in Handschuhen


    Im Vergleich hier einmal ein paar von den „üblichen Verdächtigen“ im mittleren und insbesondere im Budget-Bereich mit einem kurzen Blick auf ihre Handschuh- und Linkshändertauglichkeit:


    Ragen beidseitige Löseknöpfe bei einem Axis-Lock-Folder ertastbar genug aus dem Griff, kommt die Bedienbarkeit dem Button-Lock relativ gleich – das geht dann links wie rechts und auch in Handschuhen sehr gut. Tricky wird es aber, wenn die Knöpfe relativ kurz sind und man dann in dicken Handschuhen darüber rutscht.


    Hier beim Ganzo G704 geht es in dünnen Handschuhen bestens, in den dicken Winterhandschuhen wird es aber doch grenzwertiger.




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    Da wir im normalen SB-Bereich eher nicht mit derart dicken Handschuhen arbeiten, das Ganzo ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat und die Bedürfnisse vieler Anwender nach einem kompakteren Schneidwerkzeug gut erfüllt, empfehle ich es regelmäßig, falls der Anwender eben differenzierte Ausrüstung führen kann / will: es hat ja weder Glasbrecher noch Gurtschneider. Trotzdem ein praktisches kleines Durchsuchungstool als Schneidwerkzeug für kleines Geld…


    Im Team verwendet: CRKT Crawford-Kasper, auch hier mit der Maßgabe differenzierter Ausrüstung (ebenfalls ohne Gurtschneider / Glasbrecher). Wir haben, wie erwähnt, dienstlich gelieferte Hebeltools und auch Gurtschneider, mit denen man auch „Kabelbinder“ und Textilhandfesseln trennen kann. Mit einem Messer will ich so etwas durch Normal-Anwender nicht durchgeführt sehen!


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    Auch das bekomme ich auch links und auch in Handschuhen entriegelt mit der oben vorgestellten Technik, führe es selbst allerdings rechts. Da kommt mir eben entgegen, als Linksschütze Rechtshänder zu sein. Und es ist auch kein Nachteil, sozusagen eine „Arbeitshand“ und eine „Waffenhand“ zu haben und sogar schlimmstenfalls bei Angriffen auf die Waffe auf der abgewandten Seite ein Messer klarbekommen zu können…


    Komplex wird das Überlegen bei einem anderen Klassiker in diesem Anwendungsbereich: dem CRKT M16-14, hier in der SF-Version mit sehr sicherem Doppelflipper, der optimalen Rutsch-Schutz bietet und zudem die Möglichkeit schafft, das tipup in der Tasche geclippte Messer am unteren Flipper wie an einem Emerson-Wave aufziehen zu können….


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    Das Problem bei Handschuhen und mit der Linken ist hier nicht der Liner-Lock, den man ebenso lösen könnte wie beim Crawford-Kasper.
    K ö n n t e……gäbe es nicht das Auto-LAWKS-Sicherungssystem. Schön sicher, schützt vor versehentlichem Zuklappen, alles prima – macht für mich aber das Messer relativ handschuh- und ziemlich absolut linkshänderuntauglich. Manuelles LAWKS wäre hier für den Einsatzbereich m.E. eine viel bessere Lösung gewesen. Den Auto-Lawks würde ich ausbauen, wenn ich das Messer ggf. in dicken Handschuhen oder als Linkshänder führen müßte.



    Da macht sich im Vergleich also das Savior mit Öffnen mit Flipper plus „Kick“ sogar besser als reine Liner-Locks mit Thumb-Stud und sieht beim Schließen nicht schlechter aus als die anderen Liner-Lock-Mitbewerber, wegen des Auto-LAWKS erstaunlicherweise da sogar deutlich praktischer als das ansonsten von mir hochgeschätzte M16….

  • 8. Schneidleistung und Stabilität Hauptklinge


    Mit dem Messer habe ich in den letzten Tagen testweise einiges geschnitten, das u.a. Bild ist sozusagen nur ein Beispiel für diverse andere Anwendungen.
    Das ist kein Messer für EXTREM missbräuchliche Anwendungen, da ist ein Liner-Lock einfach stabileren Mitbewerbern wie dem Backlock oder dem Tri-Ad-Lock von Cold Steel unterlegen. Und in diesem Preisbereich kann man auch keine „Bull Pivots“ oder Rahmen mit dicken Titanplatinen erwarten, die selbst exzessives Hebeln bis zu einem gewissen Punkt wegstecken, als Steighilfe taugen usw. Ein ungesicherter Liner-Lock ist nichts für ZU Exzessives, sucht man ein Messer, das bedarfsweise also auch das Missbräuchlichste mitmacht und aushält, ist man dann doch wieder bei anderen Lock-Systemen oder beim Fixed.


    Für „Normalgebrauch“ ist das Messer aber hinlänglich stabil.
    Bedenken hätte ich da eher bei der Lagerung und dem Liner als bei der Klinge.
    DIE hält offenbar so einiges klaglos aus, Scharten gab es auch nicht bei ruppigem Verdrehen in dicken Blechdosen und nicht mal beim Schnitt durch den umgefalteten Dosenrand. Geometrie und WB stimmen da.


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    Auch die Schneidleistung war okay….aber mehr nicht.
    Das Crawford-Kasper schnitt besser, das M16 auch.
    Jedenfalls kommt man aber in einem Zug auch mit dem Savior durchs Kletterseil, den Gurt, den Kabelbinder….

  • 9. Gurtschneider


    Geschnitten wurde hier kein Autogurt, sondern fester Baumwollgurt.


    Vergleichsweise habe ich den Gurt auch mit dem BHB / Dieter CQB Mk1 und mit dem ASEK Strap Cutter geschnitten.


    Beide kamen einfacher, mit weniger Zug und/oder Nachfassen durch das Gewebe.


    Die zackigste Schneidkante und das ruppigste Schneidverhalten ergab sich beim innen geschärften Haken des Savior.


    Es gelang aber jedenfalls, den Gurt zügig zu durchtrennen, ein gänzliches Umklappen des Gewebes und kompletter Stop des Schnitts waren nicht zu beklagen, wie das bei dem einen oder anderen Gurtschneider schon festgestellt wurde….


    Die beiden „Mitbewerber“ arbeiten mit Wechselklingen, die wie eine Cuttermesser-Klinge gestaltet sind, damit auch deutlich schärfer sind und eben dann auch besser trennen. Zudem kann man sie bedarfsweise auswechseln, während man den Haken des Savior innen mit einer Rundfeile nachschärfen muß.



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  • 10. Glasbrecher


    Den Glasbrecher konnte ich praktisch bislang nicht erproben, ich bin noch nicht beim Sichersteller oder am Schrottplatz vorbeigekommen, um mal ein Scheibe zu knacken.
    Er wirkt aber funktional, hinreichend spitze– und ist austauschbar. Das ist wichtig, weil sich so ein Metall-Glasbrecher bei realer Anwendung abstumpft oder vorn „verbiegt“ in der äußersten Spitze – und dann kaum noch von Wert ist.
    Oben habe ich schon mal angesprochen, daß man sich wundert, was so eine Autoscheibe, selbst aus Einschichten-Sicherheitsglas, so einstecken kann.
    Maglites prallen da zurück.
    Auch zu breite Glasbrecher machen die Sache schwierig und unsicher. Selbst der bei meinem Nemesis war eigentlich nur in der noch scharfkantigen Anfangszeit oder eben mit brachialem Schwung hinlänglich zuverlässig, mittlerweile sind die Kanten des breiten „V“ relativ rund, da müßte man schon an der richtigen Stelle mit dem richtigen Impuls treffen, um noch etwas auszurichten.
    Dieser hier ist rund und spitz und eingeschraubt…..der eingepresste und durch eine Madenschraube gesicherte meines CQD Mk1 ist tatsächlich mal rausgefallen und wurde netterweise durch einen geschickten Forumskumpel ersetzt und verbessert…
    Also geht’s auch weit teurer deutlich schlechter, und mit dem Savior ist man da jedenfalls nicht schlechter dran als bei vielen weit teureren Modellen.

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  • 11. Vorläufige Gesamtbewertung


    Ich habe mich lange nicht mehr so schwer mit einer Gesamt-Bewertung getan.
    Zu viele Faktoren spielen hier hinein, funktionale, welche der Bequemlichkeit / Mitführbarkeit, Kostenfaktoren, „ideologische“ von Beschaffern usw….


    In den Einzel-Disziplinen bringen die Komponenten einer differenzierten Ausrüstung bessere Ergebnisse – wie überall sonst auch. Die „Zehnkämpfer“ bringen zwangsläufig keine Weltrekorde in den jeweiligen speziellen Einzel-Disziplinen, that’s Life….


    Aber man muß dann diese Komponenten auch beschaffen und vor allem auch alle mitführen.
    Bei meinem „großen Besteck“ am Einsatzkoppel habe ich mich selbst für diesen differenzierten Weg entschieden, bin damit aber deutlich in der Minderheit. Man schleppt mehr, das braucht Platz, fällt vielleicht auf….und kostet Geld.
    Soll / muß es bei mir also so konspirativ wie möglich sein, differenziere auch ich nicht mehr so stark.


    Man muß zudem auch nüchtern abwägen, ob man denn entsprechende „Spitzenleistungen“ bei den ggf seltenen Anwendungsfällen überhaupt braucht und ausnutzen kann – oder man mit „Durchschnitt“ nicht praktisch sehr gut klarkommt...Für viele Anwender wäre da eine differenzierte Ausrüstung in nüchterner Bilanz ggf. gar nicht der richtige Weg, oder sie wären dazu aus „Bequemlichkeitsgründen“ auch eher nicht bereit.


    Ich selbst wills halt manchmal wissen, mute mir – soweit mitführbar – auch ein wenig mehr Last zu und kaufe mir zudem meinen Kram selbst und setze dabei zwar auch Preishürden, aber höhere als z.B. amtliche Beschaffer…..


    Und für die muß es dann am besten so „unmartialisch“ wie möglich sein, und da punktet natürlich vor dem „bösen Einhandkampfklappmesser“ plus Zusatztools dann in der dienstlichen Beschaffung der „Generalist“, der dann eben primär ein „Rettungsmesser“ ist.
    Das mag vielen als Mumpitz erscheinen, ist aber Realität…


    Das prädestiniert das Savior als Kandidat für den Vorschlag dienstlicher Beschaffung:
    Es ist günstig (im Behördenpreis ja sicher noch ein wenig günstiger als für den privaten Einzelkunden), man hat einen seriösen deutschen Groß-Lieferanten mit bekannt gutem Service, und man bekommt ein „Gesamtpaket“ mit Gürteltasche und einem „Generalisten“ für die o.a. Anwendungszwecke.


    Dem Privat-Anwender möchte ich es vor dem Hintergrund der für mich völlig überzogenen 42a-Handhabung nicht empfehlen – so etwas würde in vielen Fällen sicher erst mal zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung sichergestellt und dann von Richtern als „nicht sozialadäquat“ obergerichtlich bebußt, denen man nur von Herzen wünschen darf, nicht (bei Shakespeare wäre es unausweichlich so…) irgendwann selbst im Gurt eines brennenden Autos zu hängen und als letzte irdische Bilder ratlos schulterzuckende unausgerüstete Mitmenschen zu sehen, die nicht helfen können….


    Was die sich auf eigene Kosten ausrüstende Einsatzkraft angeht:
    Wer willens und in der Lage ist, sich im Tagesbetrieb differenziert auszurüsten, das alles mitzuschleppen und zu bezahlen, wird sich anders entscheiden.
    Wer messeraffin und nicht gerade finanziell ganz knapp aufgestellt ist, wird vermutlich eher ein teureres Produkt wählen.


    Wer aber eher nicht überdurchschnittlich messeraffin ist und auch nicht bereit ist, für solche Dinge mehr Geld auszugeben und/oder ständig drei Werkzeuge mitzuschleppen, macht mit dem Savior nichts für mich Ersichtliches falsch.


    Nirgends Spitzenwerte, keine „Begeisterung“ – aber Praxistaugliches im vermittelbaren Gesamtpaket zu einem sehr vernünftigen Preis und mit der Sicherheit bewährten Kunden-Services.


    Das Messer geht jetzt in die Langzeit-Praxis-Erprobung, ich werde nachberichten.

    Einmal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Nein, er verbiegt sich nicht, ist aber längst nicht so leistungsfähig wie eine austauschare flache Klinge. Der Gurt muß schon auf Spannung sitzen, und man muß auch ordentlich ziehen...Das hält das Häkchen aber alles aus....ich hab mehrere Abschnitte geschnitten, verbogen hat sich da nichts.

  • Moin Micha,


    wieder mal eine amtliche Vorstellung, Hut ab :hatsoff:. Neben der praxisnahen Darstellung und der ehrlichen Meinung, schätze ich die aussagekräftigen Bilder von Dir immer sehr. Schade nur, dass das Savior 2 nicht der universelle Überflieger ist. Aber auch das ist ein positives Ergebnis einer Vorstellung. Vielen Dank dafür, Forenkumpel ;). Sind die dienstlich beschaften Hebelwerkzeuge die M-Tech PryBars?


    Rein interessehalber: Wie sieht es eigentlich mit selbstbeschaffter Ausrüstung im Dienst aus?


    Ich freue mich jedenfalls auf weitere Vorstellungen und bin gespannt, was da noch kommt :) .



    Viele Grüße
    Idox

    two is one - one is none

    3 Mal editiert, zuletzt von Idox ()

  • Danke :)


    Hebelwerkzeuge sind die von M-Tech, die durchaus bislang ihren Zweck erfüllt haben.
    Ich selbst nutze allerdings ein - auch selbst beschafftes - anderes Hebelwerkzeug:
    ein Eickhorn ABW 1


    https://www.eickhorn-solingen.de/ABW-I


    Der ist allerdings für eine dienstliche Beschaffung nun viel zu teuer.
    Meiner ist vorn schon heftig vermackt und zeigt da ganz deutlich, daß die Verwendung eines zu spitzen Tools in diesen Anwendungsfällen sowohl fürs Messer als auch fürs Hebel-Gut nicht die beste Lösung gewesen wäre und so eine breite Beitelspitze doch keine schlechte Sache ist :)


    ich sollte hier vielleicht auch mal so ein Tool vorstellen im Budget-Bereich. Bei uns haben sich die Dinger jedenfalls von festsitzenden Riegeln über versperrte Laden bis zu hochzuhebelnden Fassdeckeln oder Kistenbrettern gut bewährt.


    Ist halt die Budget-Alternative zu Cop-Tool und ABW 1...


    Was an Ausrüstung mitkommt, ist ja Werkzeug.
    Wie gesagt: Es ist nicht zulässig, damit unmittelbaren Zwang auszuüben, es handelt sich nicht um Dienstwaffen oder vorgesehene Hilfsmittel körperlicher Gewalt bei diesen Gegenständen, auch den Messern, sondern um Werkzeuge.
    Und wie mir ja auch nicht verboten ist, statt des Behörden-BIC meinen eigenen Lamy zu verwenden oder mit selbst ein Multitool zu besorgen, weil die Verwaltung mir keins spendiert, ist das eben auch mit DIESEN Tools hier.


    Wir sollten hier jetzt auch nicht mit dem zwanghaften "Finden" von Gründen anfangen, warum das vielleicht doch eingeschränkt sein könnte. Ich schlage eher vor, jeder Interessierte klärt das in seiner "Firma" und handelt entsprechend. Rein pragmatisch: Das Mitführen eines geeigneten Messers, auch Einhandfolders, im Dienst ist jedenfalls unter Vollzugsdienstlern sehr verbreitet, und viele DSten bei uns haben Kräfte auch schon bei "spendablen" Haushältern / Beschaffern mit entsprechenden Messern dienstlich ausgestattet, so daß man ein entsprechendes Führungsbedürfnis begründet sehen kann.

  • Guten Abend.


    Micha M. :clap:
    Ich bin gespannt was Du über den Glasbrecher sagst. Bei den ersten Chargen von Walther gab es wohl mal Probleme mit zu weichen Dornen; was scheinbar ein Kollege von Dir wohl im Einsatz feststellen musste.... allerdings wurde dieser Mangel wohl beseitigt; Walther sind eigentlich gute Budget Messer was ich weiß.
    Ich persönlich könnte mir vorstellen das wohl so mancher Besitzer eines Messers mit Glasbrecher eine fiese Überraschung erleben würde....
    Das Mtech ist wirklich ein tolles Budget Tool, hab auch eins ausm Forum. Im Vergleich zum Böker Cop Tool durchaus eine Alternative, wenn auch ohne Glasbrecher.
    Ich transportiere im BerufsKFZ das Victorinox Rescue Tool. Ich überlege noch es 42a konform umzurüsten.

  • Danke für die Vorstellung. Das Messer scheint ja gut was auszuhalten, aber mit dem Design kann ich mich einfach 0 anfreunden. Hat finde ich so einen Polenmarkt Flair.
    Ich habe bei Polizisten schon oft Gürtelholster von Walthermessern gesehen, und das Black Tac von Walther ist finde ich auch durchaus brauchbar

  • Zitat

    Ich habe bei Polizisten schon oft Gürtelholster von Walthermessern gesehen, und das Black Tac von Walther ist finde ich auch durchaus brauchbar


    Das liegt mehr an der Subventionierung durch diverse Gewerkschaften, ähnlich wie LED Lenser und weniger an der Einsatz Geeignetheit. ;)

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