Gesucht: Messer für den Polizeidienst

  • Hallo Leute,


    ich bräuchte mal eure Hilfe. Ein guter Freund von mir ist bei der Polizei (momentan Hundertschaft) und hat mich gebeten, für ihn ein Klappmesser zu besorgen.


    Budget ist noch nicht klar, da bin ich noch dran, dass es mehr wird. :)


    Ich möchte die Polizisten etc. unter euch fragen:


    - welche Messer bewähren sich im Dienst?


    -serrations ja/nein?


    - was schneidet man am häufigsten?



    Wir wollen: Klinge ca. 9 cm, Glasbrecher


    Rest ist erstmal offen.
    Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich nur diejenigen zu Wort melden, die ernsthafte Erfahrungen beitragen können.
    Bin schon lang genug dabei um mir selbst genug Messer vorzuschlagen... :D ;)


    Danke und besten Gruß,
    Peter

  • Wir haben im Behördenkreis schon mal intern darüber sinniert - und sind zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Du wirst bei Vorschlägen auf ebenso verschiedene Philosophien und Erfahrungen stoßen wie im allgemeinen Anwenderbereich.


    Von erfahrenen Kollegen wird sowohl ein preisgünstiges Messer "zum Verbrauchen und Verlieren" vorgeschlagen wie hochwertige Modelle, wenn man sich schon durch Selbstbeschaffung Ausrüstung besorgen muß (...dann auch etwas "Vernünftiges"....).
    Auch bei den unterschiedlichen Gestaltungen, von "scharfer Brechstange" bis "Schneidteufel" findet sich alles im Bestand von gleichmäßig erfahrenen Kollegen, z.B. auch je nachdem, ob noch zusätzlich z.B. ein Multitool oder ein spezielles Hebel-, Öffnungswerkzeug mitgeführt wird oder vor allem auch, ob solche Arbeiten im individuellen Einsatzbereich überhaupt realistisch vorkommen...


    Wird zusätzlich ein Multitool mitgeführt? Ansonsten wäre ja auch ein Messer mit einer Säge wie ein Victorinox Hunter nützlich, um z.B. bei Suchaktionen auch mal einen Stock absägen zu können...
    Wird zusätzlich ein Glasbrecher an einem anderen Einsatztool mitgeführt?
    Wird ein separates Öffnungstool wie Wilson Cop-Tool mitgeführt? Dann käme es auf die Hebelbelastbarkeit des Folders nicht mehr so sehr an..


    Werden in der Einheit oder bei kooperierenden Einheiten Textil-Einweghandfesseln verwendet?
    Wird dafür ein spezielles Schneidetool zur Verfügung gestellt oder mit einem Messer gearbeitet?
    Gehört zum Aufgabenbereich die Teilnahme an umfangreichen Durchsuchungen? Dann wäre ein stabiles Messer vorteilhaft, mit dem man auch einmal eine Tarnladung oder ein Versteck öffnen kann, falls man kein separates Öffnungstool verwendet....
    Kommt für den individuellen Anwender neben der Werkzeugfunktion gedanklich auch ein Einsatz als Backup in Notwehrfällen in Betracht?
    Soll das Messer möglichst diskret und verdeckt in der Uniform oder offen am Dienstkoppel getragen werden? (Größe, Gewicht, Auftragen.....)


    Bei mir seit vielen Jahren sehr gut bewährt:



    Extrema Ratio Nemesis
    Außerdem alternativ als Einsatzfolder geführt:
    Cherusker LLC Magnum, CRKT M16-14 (....habe separaten Glasbrecher....)


    Ansonsten aus dem Kollegenkreis häufig als langbewährt vorgeschlagen:
    Aus der "Schneidteufel"-Fraktion natürlich Spyderco, je nach Einstellung zu Verlieren/Verbrauch entweder günstige Modelle oder Police G10
    Ansonsten:
    MOD / BHB CQD Mark 1 oder 2
    Extrema Ratio MF1
    B+ Wagner RBB


    ...und da merkwürdigerweise die Leute sich auch immer ausgerechnet bei mir ein Messer leihen wollen und auch nach vielen Jahren Einsatzerfahrung oft immer noch gaaaaanz überrascht vor der Problemstellung stehen, einen von SE Festgenommenen umfesseln und von seinen Textil-Einwegfesseln befreien zu müssen oder "unverhofft" bei der Durchsuchung eines Importbetriebs auf Ware in dicken Kartons zu stoßen , hab ich auch noch ein oder zwei möglichst billige Messer in der großen Einsatztasche :)

  • Hallo Micha,


    vielen Dank für deinen Beitrag, wie gewohnt mit hoher Aussagekraft. :)
    Ich werde deine angesprochenen Punkte mit dem Kollegen mal besprechen müssen, dann kann ich euch mehr Futter geben, was er braucht und was er sich vorstellt.
    Das Feld ist doch weiter, als zunächst angenommen. ;)


    Danke und Gruß,
    Peter

  • Egal welches Messer er wählt, ein Multitool ist auf jedenfall NÖTIG und nicht zu ersetzen, diese muss kein high end Tool sein, ich verwende seit 15 Jahren mein PST 1 (hätte zwar lieber ein WAVE aber kann mich von dem alten net trennen), da ich hier eig. nur die Zange benötige (für Kabelbinder etc.). Dazu hatte ich schon alle Arten an Messern. Ich schreib die hier mal der Reihe nach auf sowie deren Verwendungszeit, dann kannst du dir selber ein Bild machen was sich bewährt hat.


    Spyderco Harpy, ca. 1/2 Jahr
    Spyderco Endura, ca. 1 Jahr
    CRKT M16 halbwelle, ca.1 Jahr
    Noname Karambit, 1/2 Jahr
    Glock Feldmesser, 3 Jahre in der Einsatztasche (BFE Zeit)
    Spyderco Rescue noch altes Modell bevor diese Beschissene Klinge mit dem Knubbel an der Spitze kam, ca. 2 Jahre, würde ich immer noch trage, da geil aber habe ich bei einer Demo Verloren.
    EESE Izula, 1/2 Jahr
    Victorinox Rescue seit 5 1/2 Jahren noch kein Ende in sicht.


    P.S. Micha, der Tipp mit den Günstigen Messern ist genial, werd ich dir klauen, da kommt mein Glock wieder in die Einsatztasche!!! Wen muss ich eig. anschreiben, wenn ich in den Behördenbereich reinwill?

    Einmal editiert, zuletzt von psycop ()

  • Es mag ja "Kombinationen" geben, eie zB ein Hinderer Rescue von Gerber, aber ein Messer kann kein Multitool ersetzen und ein Multitool kein Messer.
    Da im Dienst die Gefahr von Verlust bzw Zerstörung recht groß ist, würde ich auch nicht allzu viel investieren.
    Gibt es Dienstrechtliche Vorschriften was nicht getragen werden darf? Gürteltasche zB

  • servus
    ein ckrt m16/m21 ist da gut zu gebrauchen und net allzu teuer. in österreich haben die polizisten sowieso das leatherman supertool dienstlich geliefert.
    mein freund hat das darkstalker vom messerkönig bei der wega getestet, das allerdings finde ich zu martialisch um es offen zu führen.
    nikko

  • Guten Tag.


    Mein Schwager, auch Polizist, trägt in zivil (und privat) das CRKT M16-14ZLEK http://www.boker.de/taschenmesser/crkt/01CR1614ZLEK.html (mit Gurtschneider, Serrations und Glasbrecher) und bei Einsätzen das Borkott & Eickhorn Rescue Knife SARD Wave http://www.outdoor-treasure.de…ue-knife-sard-wave/a-124/ (mit Handfesseschneider, Serrations, Glasbrecher, Pfriem und Drahtschneider). Er ist mit beiden sehr zufrieden.


    LG
    Guvnor

    "...Everyone has a plan 'till they get punched in the mouth...."
    Mike Tyson

  • Moin,
    ich trage seit ca. 20 Jahren ein Leatherman Supertool und ein Spyderco mit Teilsägezahnung. Das Tool am Gürtel und das Spyderco im Hosenbund.
    Damit bin ich im Streifendienst immer gut gefahren. Auch jetzt als Einsatztrainer benutze ich noch immer diese Kombination. Das Supertool ist immer noch das gleiche, nur die Spydercos wechseln immer mal.
    Gruß
    Hendrik

  • Ich halte es ebenfalls so, dass ich 3 Messer dabei hab:
    - Leatherman Supertool am Koppel
    - Folder (Strider SMF, ZT 0560, SR1) in der Beintasche
    - Fixed in der Einsatztasche (Glock Feldmesser oder Schrade "SCHF1SM")
    Hat sich so bestens bewährt.
    Den Tip mit dem billigen Folder zum Verleihen werde ich in Zulunft mal beherzigen ;)
    da würde sich das dienstlich geliefertes SAK anbieten :D

  • Ich bin ebenfalls Beamter der Einsatzhundertschaft.
    Ich trage seit Jahren das Strider SnG im Dienst.
    Und es gab keine Aufgabe die dieses nicht erledigt hätte...

  • So ähnlich sieht´s bei mir auch aus.


    - Multitool ist ein Muss (Gerber wurde durch Victorinox ersetzt).
    - In der Einsatztasche ein Horton Blood für die groben Aufgaben.
    - In der Hosentasche wechseln sich derzeit ein BM Adamas und ein Strider SMF ab.
    "Angefangen" habe ich auch mit einem CRKT M16-14SF, danach ein SARD (definitiv keine Empfehlung von mir!) gefolgt von einem MoD Mark1. Das ist IMHO mit der beste Folder für den Polizeidienst. Es hat eine tauglliche Klinge, Glasbrecher und Gurtschneider, liegt sehr gut in der Hand und ist ausreichend stabil. Insbesondere gefällt mir, dass sich der Glasbrecher vorne und der Gurtschneider hinten befinden. So kann man, wenn man das geschlossene Messer "verkehrt herum" in der Hand hält die Scheibe einschlagen und anschließend den Gurt durchtrennen, ohne umzugreifen. Kann von Vorteil sein, wenn man jemanden aus dem Auto "schälen" muss... :D
    Aber da auch ich, zumindest in Ansätzen ;) , ein emotionaler Mensch bin, sind´s derzeit halt das Adamas oder das SMF.


    Gerade heute übrigens habe ich zu Dienstbeginn einen "günstigen" Herbertz-Folder an einen Kollegen meiner Dienstgruppe verschenkt, weil sein Messer die Tage bei einem Einsatz den Geist aufgegeben hat. Manchmal glaube ich, Micha kann Gedanken lesen! :thumbup:

    #9: Never go anywhere without a knife!


    Ich bin gegen Gewalt aber für Gegengewalt.

  • Hallo Leute,


    vielen Dank für eure zahlreichen Antworten! :) Ich werde heute mit ihm telefonieren und mal genau abklopfen, was er braucht, was er hat und wieviel er ausgeben kann/will.


    Ihr habt mir schon ein paar gute Tipps gegeben, die ich so weiterleiten werde. :)


    Melde mich hier, sobald es Neuigkeiten gibt. Vielleicht kann ich dann das Feld etwas eingrenzen.
    Besten Dank und Gruß,
    Peter

  • Hallo,


    meine Lebensgefährtin stand mal mit Ihrem Streifenpartner vor einem brennenden, verschlossenen Haus in dem noch Kinder waren. Beide haben verzweifelt versucht ein Fenster mit dem Teleskopstock einzuschlagen, was extrem schwierig war.
    Daraufhin bekam ich den Auftrag, was brauchbares zu besorgen.
    Ich habe das Smith & Wesson Tool gefunden. Bei diesem wird ein Bolzen unter Federspannung gesetzt und per Daumendruck gelöst (wie der Schlagbolzen einer Schusswaffe). Riesenvorteil gegenüber Standard-Glasbrechern ist, daß man die Hand nicht in ein zerbrechendes Fenster strecken muß wie bei den Dornen am Griffknauf. So schnell kann man den Schwung gar nicht abstoppen, und am Handgelenk ist man auch mit Handschuhen ungeschützt. Diesen hier setzt man auf die Scheibe auf, und nur der Bolzen bewegt sich. Die Klinge allerdings taugt echt nur zum Gurttrennen (der Linerlock ist aus Plastik :( )- aber dafür gibt's ja das bewährte CRKT M16-14.


    Grüsse


    Serration


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  • So vielseitig die unterschiedlichen polizeilichen Aufgaben sind, so unterschiedlich sind auch die Anforderungen an ein Messer.


    Was Glasbrecher angeht ... Schonmal mit einer Messerspitze gehen eine Scheibe gekloppt? Kommt mir jetzt nicht mit "die arme spitze". Wenn ich was entglasen muss, dann ist die Spitze Scheiß egal!!!

    "Ja, ich bin auf Zoloft. das hält mich davon ab euch alle zu töten." (Mike Tyson)

  • Was Glasbrecher angeht ... Schonmal mit einer Messerspitze gehen eine Scheibe gekloppt? Kommt mir jetzt nicht mit "die arme spitze". Wenn ich was entglasen muss, dann ist die Spitze Scheiß egal!!!

    Also Knechti echt jetzt ? :thumbdown: nur in einer absolut extremen Notsituation wenn man garnichts anderes zur Hand hat würde ich da mitgehen.
    Das ist nämlich nicht nur für den Anwender sehr gefährlich sondern auch für die evtl. verletzte Person hinter der Scheibe, denn 100% kontrollieren kannste das einschlagen einer Scheibe unter der Benutzung der Klingenspitze (dafür ist das Messer ja komplett geöffnet) überhaupt nicht.
    Mein Schwager nutzt seit ca. 4 Monaten das 915SBK-ORG von Benchmade in Kombi mit einem alten Wave /der Safety Cutter(geht auch für Einweg-Cufs) läßt sich zwar mit Handschuhen nicht ganz so gut öffnen meint Er aber sonst ist Er sehr zufrieden. (das Messer hatte ich Ihm empfohlen :D )


    Beste Grüße

    "FREE PEOPLE HAVE ARMAMENT OPTIONS, SLAVES DON'T"

    Einmal editiert, zuletzt von TheArchitekt ()

  • Falls es nur darum geht, die eigene Hand beim Entglasen zu schützen, dann geht IMHO nichts über einen handelsüblichen Federkörner, wie man ihn für 4€ oder so in jedem Baumarkt kriegt. (Und immer schön in einer der unteren Ecken ansetzen! ;) ) Aber z. B. beim Zugriff gibt es andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Bei dem Sicherheitsglas einer Auto-Seitenscheibe mit Handschuhen und langen Ärmeln halte ich persönlich das Thema fast für vernachlässigbar.


    Dieses "Rescue Tool" von S&W habe ich hier im TF auch mal jemandem abgekauft. Mir hat es nicht getaugt (BTW ebenso wie die PRT von Eickhorn), es ist direkt in direkt in die Schublade gewandert. Falls irgendjemand Interesse daran hat, möge er mir eine PN mit seiner Adresse schicken. Ich sende es ihm dann Anfang nächster Woche kostenlos zu.
    Er oder sie kann ja eine Kleinigkeit ans TF spenden, aber das ist absolut freiwillig und keinerlei Bedingung.

    #9: Never go anywhere without a knife!


    Ich bin gegen Gewalt aber für Gegengewalt.

  • Ansonsten muss ich Knüppel übrigens diesbezüglich zustimmen, dass es DAS Messer für jeden (polizeilichen) Einsatzzweck einfach nicht gibt. Mit 'nem vernünftigen Folder und 'nem Multitool ist man aber für den absoluten Großteil der Situationen gerüstet, dazu noch etwas fürs Grobe in der Einsatztasche und gut ist.


    Für alles, was man damit nicht bewältigen kann, braucht es wohl richtig schweres Gerät oder Spezialwerkzeug.

    #9: Never go anywhere without a knife!


    Ich bin gegen Gewalt aber für Gegengewalt.

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