• Guten Tag,
    nachdem ich gestern in einem Anfall von Altersschwachsinn mehrere Stunden in ein Messer investiert habe, daß aus Stahl besteht den man nicht härten kann (man soll immer bei alten Stählen eine Härteprobe machen, aber...............) war ich heute wenigstens dahingehend ein wenig mehr auf dem Damm.
    Ziel war ein Abfangmesser, daß man auch mal auf einen Stock stecken kann. Da ich der Meinung bin daß man kein Spielzeug auf einen Stab stecken soll ist das Ganze ein wenig, sagen wir mal, ernster ausgefallen. Eine Tülle mit einem Blatt daß ich frei und ungezwungen von einem klassischen japanischen Jagdmesser inspirativ umgesetzt habe, ein bißchen Ideenklauen ist manchmal nötig. Das alles so endet hätte ich nicht gedacht,es sieht mittlerweile so aus, als hätte ein Zeitgenosse Musashis sein Wakizashi mit einer Tülle versehen lassen und es irgendwo hinter Osaka rechts im Gebüsch liegen lassen.
    Ich zeige Euch mal wie alles anfing, es war eine Schiene Stahl mit 14 mm Stärke.
    IMG02573.jpgIMG02575.jpgIMG02576.jpg
    IMG02578.jpgIMG02580.jpg
    Das ist der Werdegang, zuerst den Stahl für die Tülle breiten, was nicht unbedingt lustig war,14mm dicker Stahl ist selbst für die Finne eines 2,5 kg Hammers eine Herausforderung, Quatsch, dem Hammer wars egal, ich wurde langsam müde nach einer Stunde.
    Die anderen Bilder lege ich sofort nach.
    Roman

    panta rhei

    Einmal editiert, zuletzt von juchten ()

  • IMG02582.jpgIMG02583.jpgIMG02585.jpg
    Das war der Werdegang vom Härten bis zum Anlassen (neben dem offenen Feuer, bitte nicht nachmachen, war schon vor 90 Jahren als mittelalterlich angesehen worden) und dem ersten Ätzen.
    IMG02587.jpgIMG02588.jpg
    So, das Ganze hat auch Maße (wie Masse, mehr als zwei Pfund), die Klinge ist ein klasssicher Zwölfzöller, 50 mm breit und verjüngt sich von 12 auf 8 mm, das nenne ich verjüngt, eine wahrhaft filigrane Spitze.
    Wie L. Harley einmal sagte, ein Messer für ernst Aufgaben, hoffe es gefällt dem ein oder anderen, wenn es auch nicht gerade als EDC durchgeht.
    Viele Grüße
    Roman
    Nachtrag: Ganz vergessen, ein bißchen Kosmetik kommt natürlich noch.

    panta rhei

    Einmal editiert, zuletzt von juchten ()

  • Klasse Roman :thumbup:
    Wie ich gesagt habe, fang sofort mit was neuem an und der Ärger über den Fehlgriff beim nicht härtbaren Stahl ist vergessen ;)


    Kosmetik würde ich mir sparen...
    Such dir nen schönen knorzigen Schaft aus Esche dazu und stell das Teil zur Abschreckung vor deine Haustüre :D

  • Ganz klasse, Roman! Ehrlich...! Ich mag dieses endzeitmäßige Finish deiner Messer! Schmiedespuren sind toll! Wie Bootsmann sagte, irgendwas Knorriges. Schön wäre sicher auch Korgenzieherhaselnuss!


    Ich bin auif den Schaft gespannt!

    Rock´n Roll, Ladies and Gentlemen! Cheers, Henrik!

  • Das hat Charme und das mit der Tülle gibts ja auch von Cold Stell als Gebrauchsmesser (ich weiß die haben es auch nur abgeschaut)
    Cooles Teil. :thumbup: Danke fürs Zeigen und ich finde auch deine Schmiede Fotos beim Werdegang sehr interessant.
    Bitte mehr davon. :thumbup: (ich weiß beim Schmieden hat man anderes zu tun als Fotographieren)

  • Ein wirklich schönes und sicher gut gebrauchstüchtiges Stück Stahl hast Du da gefertigt, Roman. :thumbup:


    Seit meinen ersten eigenen Schmiedeversuchen sind deine Impressionen für mich noch interessanter und inspirierender als sie es so schon immer waren.
    Die ganze Atmosphäre am Schmiedefeuer 8) und dann eine Stunde einen 2,5kg-Hammer schwingen - Chapeau! :yeehaw:


    Gruß Thomas

    "Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht."

  • Moin
    Roman Deine Bescheidenheit und Dein Dich immer in den Schatten Stellenn ;) ALLE! Deine Schmiedeerzeugnisse sind Erste Sahne,Davon Müssen Andere Erstmal etwas Lernen !


    Im Geiste Dein Bruder


    Gruß Wulfher

    Lieber im Sumpf Übernachten,als über Nacht Versumpfen :D

  • Das ist ein richtig übles Teil, gefällt mir :thumbup:
    Jetzt drauf auf den Stiel und ab in die Schlacht!
    So ein ähnliches Ding geistert mir auch schon seit geraumer Zeit im Kopf herum... :hmmm:

  • Gute Güte, das wird Hulks Naginata....


    Allerdings sehe ich das Problem, daß die sehr schwere Spitze natürlich heftig am Schaft hebelt, der zudem ebenfalls wuchtig und massiv sein muß. Also wieder mal eher was für Conan als für Ottonormallandsknecht...


    "Trotzdem" ein schönes und interessantes Stück mit dem typischen Charme Deiner rustikalen Arbeiten :thumbup:

  • Nicht Conan! Vigabrand! :loser
    Warum erinnert mich das an etwas, was ich von Roman habe? :hmmm:


    Sehr schön, Roman! Als kleine Ergänzung zum Sax würde es genau passen.

    "Eet watt gor is, schnack watt wohr is und drink watt kloar is!"

  • Ich denke da an einen Spatenstil mit einem griffigen "T" oder Kugelförmigen Abschluss!
    Das ganze sollte m.M. incl. der geschmiedeten Spitze knapp über einen Meter lang sein,
    da würde ich nicht auf der anderen Seite des Schlachtfeldes stehen wollen :bibber:


    Lustigerweise schwirrt mir seit einiger Zeit ein ähnlicher Entwurf im Kopf herum,
    wohl Gedankenübertragung hier im TF :hmmm:

  • als erstes einmal Dankeschön für die freundliche Betrachtungsweise dieses etwas außergewöhnlichen Werkzeugs. Ich versuche einmal kurz hier und da etwas zu erklären.
    Hendrik, das mit dem Fotografieren stimmt, es hängt aber nicht daran daß ich keine Fotos machen will, es ist nur immer alles so gefährlich für ein elektronisches Gerät, es ist eben vieles heiß und rußig, und so eine kleine Kamera oder ein Händy sind mal schnell vergessen, dann fehlt nur noch ein bißchen Pech und man kann sie vergessen.
    Thomas, laß Dich nicht von einem 2,5 kg Hammer beeindrucken, das ist nicht nötig. Leg Dir einen zu und Du wirst sehen wie vieles wie von alleine geht, denn jetzt bist Du wirklich in der Gewichtsklasse wo der Hammer einem Arbeit abnehmen kann, Gesetz dem Fall der Amboss steht im vernünftigen Verhältnis zum Hammer, ein Hammer in dieser Liga springt fast von allein zurück, richtiger Takt vorausgesetzt.
    Micha, das ist natürlich kein Werkzeug um es auf Dauer in der Hand zu halten, es ist vielmehr ein Handwerkszeug im eigentlichen Sinn, genau wie eine Axt oder ein Gertel. Auf einem Stab wäre es sogar denkbar als "Notsauspieß" durchzugehen. Wenn es auch schwer vorstellbar ist, weil wir heutzutage einfach immer alles passend bekommen und für jeden Fall etwas Spezielles dabei haben, es gibt wahrhaft noch Leute, die solche Teile brauchen. Dort wird das Schwergewicht an Herausforderung an ein Handwerkszeug anders liegen, man muß es ohne Reue benutzen können, jederzeit mit Sand vom Wegesrand wieder sauberwischen können und mit einem Stein aus dem Bach wieder notdürftig schärfen können. Das Teil muß Holz hacken, graben können, und auch mal ein Schwein halbieren können, dann rückt auch alles wieder so ungefähr an seinen Platz, auch das Gewicht. Aber Micha hat Recht, es ist auch von meiner Seite aus so ziemlich das Ende der Fahnenstange, mehr ist zwar ohne Problem möglich, aber wirklich nicht mehr sinnvoll, zumal man jetzt schon im Bereich vom Gewicht einer massiges Saufeder ist, das Blatt dieses Messers wäre auch ohne weiteres zu einem Sauspieß zu schmieden gewesen.
    Aber die Form ist variabel, wie man sieht (das CS liegt als Größenvergleich dabei, das "Schinderhannesklappmesser als Dekoration auf der Lederunterlage)
    IMG01856.jpg
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Roman, das war nicht so gemeint, daß es dem Messer an Praxistauglichkeit mangelt - sondern allenfalls mir an Kraft, das noch einzusetzen, ohne davon so gebeutelt zu werden wie ein Hammerwerfer :)


    Ein Kilo auf einen halben Meter ist jetzt auch kein völlig außergewöhnliches "Titanenmaß" - und Du hast ja z.B. mit Deinem Bowie für BFG hinlänglich bewiesen, daß man sogar noch solch ein Teil mit erstaunlicher Balance herstellen kann und sich dann das Gewicht nicht stärker bemerkbar macht als die 22 Unzen meines Marine Raiders oder die 25 des BS "Ursus".


    An der Eignung als "Behelfs"-Saufeder zweifle ich ebenfalls nicht und finde das Thema wirklich spannend - wir mögen ja beide Larry Harley, und Du kennst ja sicher die Texte über Saujagden mit seinen "ernsthaften" Messern auf seiner HP :)

  • Micha, ich weiß daß das nicht so gemeint war. Ich will auch gar nicht behaupten daß das Messer ein wenig Körperkraft mehr verlangt als sonst und da ist noch etwas. Ich weiß gar nicht wie ich das sagen soll, wie soll ich das am besten erklären? Es ist nunmal so, ich habe eine Waage, das stimmt. Diese Waage ist auch ziemlich zuverlässig, wenn auch betagt, aber sie hat manchmal einen eklatanten Nachteil, sie geht nur bis ein Kilo, zwar genau, aber nur bis ein Kilo. Und es war so, normal reicht das ja in der Messerschmiederei mehr als aus, aber als ich dieses Messer auf den Waageteller legte und losließ, und der Teller ziemlich schnell nach unten der Schwerkraft gehorchte und mit einem ziemlich satten Klackgeräusch aufsetzte, ja, da wußte ich daß es wohl mehr wiegt als ein Kilo. Offen gesagt habe ich es noch gar nicht auf der anderen Waage gewogen, die geht zumindest mal bis zehn Kilo.
    Viele Grüße
    Roman

    panta rhei

  • Roman...DIESES Messer ist der HAMMER - der HAMMER - der HAMMER :thumbup: WOW 8o !


    Also,warum sich noch kein Hersteller bei dir gemeldet hat,um eines deiner genialen Schätzchen in Serie produzieren zu dürfen,ist echt nicht zu verstehen.....ich würde jedes sofort kaufen!!


    Danke für`s Zeigen! Du bist DER deutsche Schmied ! Ich kenne keinen unter all den anderen ebenfalls guten Schmieden,der bei mir jedesmal so eine "Haben-Will" Reaktion auslöst! Jedes Mal was Besonderes! Hut ab vor deiner Kunst und deinem Talent! :thumbup:

    Si vis pacem para bellum

  • Bei meinem Greybeard hat die Waage da sicher auch geschwächelt, das liegt wohl deutlich über DREI Pfund - und handhabt sich auch noch sehr vernünftig und praxistauglich ;) :thumbup:


    Man muß bei Deinem Messer ja auch berücksichtigen, daß der Tüllengriff wohl auch genug wiegen wird, um ein wenig "Gegengewicht" zur Klinge zu schaffen.


    Ungeschäftet hätte ich da ohnehin keinerlei Zweifel und hatte mir nur überlegt, wie sich eine gut zweipfündige Spitze wohl an einem meinetwegen fünf Fuß langen Schaft auswirken wird - da muß man schon ordentlich gefrühstückt haben....aber dem steht ja nichts im Wege :)


    Außerdem darf man ja auch nicht ganz vergessen, daß über Jahrhunderte ähnlich üppige Klingen an deutlich längeren Schäften sehr erfolgreich gehandhabt wurden - ungewöhnlich ist das also allenfalls in Relation zu unseren modernen Gewohnheiten oder meinetwegen einer schlanken Naginata. Aber klassische europäische Stangenwaffen wie Partisane, Gläfe oder Roßschinder, hatten ja ähnlich gewichtige Klingen bei teilweise noch deutlich längeren Schäften (und damit noch mehr "Hebelwirkung" der schweren Spitze).

  • Wie gut das ausbalanciert ist und wie es sich als Speerspitze macht ist mir eigentlich meist egal, es sieht einfach nur geil aus :thumbup: Man möge mir meine Ignoranz verzeihen :rolleyes:


    Mfg Pascal

    "Konstrukteur von titanenhaften Endzeitwaffen" + "mit empfindlichem Magen"
    Juchten, 2011 + Der Uffpasser, 2012 ;)

  • Jaja Roman... Was soll zu so einem zarten Messer noch sagen... Eine fast skallpellartige Anmutun mit diesen 12mm :)


    Ein praktisches Werkzeug und auf den Stock stecken kann man es auch noch. Was kann daran verkehrt sein?


    Viel Spaß damit!


    Grüße,
    B.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!