CRK, ein "großer" oder ein "kleiner" Hersteller? Ein paar Infos.

  • Hallo zusammen,


    diese Frage stellt sich doch der eine oder andere Chris Reeve Fan und/oder Käufer. Meistens wird gesagt CRK ist ein kleiner Hersteller. Manchmal wird auch von "Manufaktur" gesprochen, was ebenfalls suggeriert dass es sich um keine sehr große Firma handelt. Es mag auch Leute geben, die gehen davon aus dass dort Chris und Anne Reeve zusammen mit ein paar Familienmitgliedern und Freunden ein paar Sebenza zusammenschrauben ;)


    Woher soll man es auch genau einschätzen können? Davon abgesehen, dass Chris nicht mehr dabei ist, hier ein paar Infos die ich mit Unterstützung von Anne Reeve zusammengetragen und wofür ich ihre Erlaubnis habe, diese Daten auch zu posten.


    Ich stelle hier ein paar Zahlen von 2008 und 2016 gegenüber. Das gibt dann nicht nur einen Eindruck über die Größenordnung der Produktion, sondern auch über das Wachstum bei CRK in den letzten 8 Jahren.


    In 2008 hat CRK insgesamt ungefähr 7.600 Messer hergestellt. Davon waren mehr als die Hälfte fixed blades, weil es zu der Zeit noch die One Piece Knife Reihe gab, die sich erfolgreich verkaufte. Darüber hinaus lieferte man ja mit dem Yarborough Knife das Messer für die Absolventen der Special Forces Ausbildung. Allein das schlug mit 800 Stück zu buche. In 2008 haben sie diese Mengen mit 18 Mitarbeitern produziert, inkl. Anne und Chris.


    Bis 2016 haben sie ihren output quasi verdoppelt. 2016 wurden ca. 15.000 Messer hergestellt. Der Produkt-Mix hat sich seit dem deutlich zu Gunsten der Folder verschoben, denn die One Piece Knife Reihe wurde 2010 eingestellt. Das Inkosi wurde eingeführt und somit hat sich das Verhältnis fixed blades zu folder gravierend zu den foldern hin verschoben. Da die folder in der Produktion komplexer/aufwendiger sind, als die fixed blades, war dieses Wachstum natürlich nicht ohne eine Aufstockung beim Personal, aber auch nicht ohne eine permanente Steigerung der Effizienz zu bewältigen. Heute arbeiten bei CRK 44 Mitarbeiter und das auf einer Fläche von ca. 1.400 Quadratmetern, in 2 Gebäuden. Ein Gebäude enthält die Produktion. Das Andere Marketing, Kundenservice usw.


    Tja. Damit zurück zur Eingangsfrage. Ist CRK ein großer oder ein kleiner Hersteller? Auch wenn mir keine Daten zu Herstellern wie Benchmade, Spyderco oder KAI (Kershaw, ZT) vorliegen, so glaube ich dass die Genannten nochmals in einer ganz anderen Liga spielen, was den Produktionsausstoß anbelangt. Aber 15.000 Messer in 1 Jahr sind grob über den Daumen fast 300 Messer pro Woche. Das ist dann doch nicht mehr ganz so klein.


    Viele Grüße,
    Stefan

    Einmal editiert, zuletzt von Daywalker ()

  • Die Shoptour (hier und hier) ist ja mittlerweile auch schon wieder ein paar Jährchen alt, da sieht man schon deutlich das es sich um keine Hinterhofgarage handelt, aber eben auch keine riesigen Fertigungsstrassen. Ich weiß zwar nicht wie es aktuell aussieht, aber ich denke, daran wird sich nicht viel geändert haben, daher sage ich: Manufaktur...mit viel Hightech :)

  • Moin!


    "Manufaktur mit viel Hightech" gefällt mir :thumbup:


    In der Tat sind die Filme doch schon einige Jahre alt. Ich glaube es wird sich durchaus einiges geändert haben. Das war ja auch immer Chris' Steckenpferd, gemeinsam mit den Maschinenherstellern neue Maschinen für seine Herstellungsprozesse zu entwickeln und bestehende Maschinen weiterzuentwickeln. U.a. haben sie mittlerweile eine Maschine zum Lasergravieren, die ist relativ neu.


    Viele Grüße,
    Stefan

  • Echt interessant....Mich würde echt mal der Vergleich zu anderen Herstellern interessieren.


    Bei Benchmade steht bei wikipedia "~150 employees" und 14.000 m². Bei Spyderco steht nichts - macht aber vmtl. auch weniger Sinn, nachdem Spyderco deutlich mehr in Asien herstellen laesst...

  • Ich würde CRK schon zu den größeren rechnen, aber ja, wahrscheinlich ist es Definitionssache wo man die Grenze zieht. Benchmade und Spyderco werden nochmal ganz andere Nummern sein.


    AFAIK war Lionsteel überraschend klein für das was sie so abliefern. Bei Bladeforums war das auch mal irgendwo im Lionsteel-Forum Thema. Damals meinte jemand von Lionsteel (ich glaube es war molletta) sinngemäß man könne sich halt nicht aussuchen wo man steht und das sowohl die Customfertigung, als auch die Manufaktur- und die Serienfertigung im großen Maßstab allesamt Vor- und Nachteile haben. Ich würde das so unterschreiben, zumindest könnte ich für alles Beispiele finden.

  • Ich denke Lionsteel ist ne andere Hausnummer, da ( denke ich zumindest) ja viele Designer / Hersteller dort produzieren lassen. Aber wie so oft im Leben, kann man sich da auch einfach nur verschätzen und sie haben bessere Maschinen und deswegen ne bessere Qualität.
    Ich muss aber sagen, dass ich die Zahlen von CRK " erschreckend" finde, hätte gedacht, dass sie viel größer sind. Kann natürlich auch sein, dass mir der Begriff " Semi Custom" irgendwo noch vorspielt, dass viel Handarbeit dabei ist.

    Gruß Mario

    Einmal editiert, zuletzt von atlas77 ()

  • Lionsteel hat laut aktuellem Katalog 20 Angestellte. Selbst wenn man Gianni Pauletta und seine Brüder noch draufrechnet landet man also bei 23, Designer nicht mitgezählt. Der "Trick" dahinter ist wohl dass die im Prinzip erst zur Jahrtausendwende angefangen haben zu wachsen und dementsprechend wenig "Altlasten" mit sich herumschleppen mussten. Mit entsprechenden Maschinen kann man viel automatisieren.


    Habe gerade mal ein paar andere Mitarbeiterzahlen zusammengetragen:


    Kershaw (KAI USA/Zero Tolernace) 250
    Benchmade 150
    Spyderco 83
    Emerson Knives 25

  • NicoColt1911


    Das lässt aber auch die Annahme, das die alle viel extern fertigen lassen, und die eigenen Leute die Teile "nur" zusammen schrauben. Bei Spyderco z.B. kommt ja auch viel aus Taiwan. Die Messer nimmt kein einziger in die Hand, der auch direkt bei Spyderco beschäftigt ist.


    Chris Reeve könnte ja fast noch als Manufaktur durchgehen. Ich denke mal nicht das die Maschinen dort deutlich schlechter sind. Man wird da einfach nur mehr Zeit für die entsprechenden Arbeitsschritten haben und eine gute Qualitätskontrolle.

    In der Gülle schwimmt die größte Scheiße immer oben.

  • Das kann schon sein. In Maniago ist es traditionell so dass viel arbeitsteilig gemacht wird. Unter anderem Fox arbeitet wohl definitiv so.
    Andererseits konnte ich nichts dazu finden wieviele Messer Lionsteel produziert. Es wäre also denkbar dass die zwar viele Auftragsarbeiten machen, aber sich es immer um relativ kleine Serien handelt.


    In die Richtung gingen auch meine Überlegungen bezüglich der Maschinen: Lionsteel hat nicht unbedingt bessere Maschinen, aber einfach modernere Verfahren. Alle Messer werden direkt am PC entwickelt und die Prototypen werden im Prinzip genau so gebaut wie die Serienmesser. Das geht weil es bei den Integralgriffen (SOLID-Griffen) - für die sie ja bekannt sind - eigentlich egal ist ob man 10 oder 100 Stück baut. Gegebenenfalls muss man am MC-45 zwischendurch mal das Material oder das Programm wechseln, das wars. Man kann zwar sicherlich nicht mal eben dies und dann wieder das bauen, ob man aber einen SOLID Griff für das TM1 aus Carbon fräst, einen für das T.R.E. aus Titan oder nur ein paar Griffschalen für ein Opera aus Olivenholz ist egal. Der Nachteil auf der anderen Seite ist dass man das ganze nicht so gut nach oben skalieren kann.


    Bei der CRK Factory Tour hingegen sieht man gleich am Anfang dass die Griffschalen geläppt werden und zwar in einer Aperatur die offenbar genau auf die Griffschalen angepasst ist. Die CRK baut halt Chris Reeve Knives. Das können sie und dafür haben sie sehr hochwertige Maschinen stehen. Allerdings müssten sie wenn Chris Reeve morgen die Idee für ein neues Sebenza hat wahrscheinlich erst mal einen Prototypen basteln und dann neue Haltevorrichtungen für die Läppmaschine in Auftrag geben.


    Was ich damit sagen will ist: Lionsteel erfindet bei den produzierten Messern in der Regel das Rad nicht neu. Man kann relativ leicht - selbst in der laufenden Produktion - mal einen Prototypen bauen. CRK ist deutlich traditioneller aufgestellt. Ob das dadurch gleich zum Handwerksbetrieb wird weiß ich nicht. Ich würde in beiden Fällen von sauber produzierten Fabrikmessern sprechen.
    Benchmade beispielsweise setzt hier und da noch mal deutlich "archaischere" Techniken ein (Stanzen für Stahlliner z.B.) obwohl man durchaus auch Integralgriffe verbaut. Aber die machen das aus dem selben Grund weswegen Chris Reeve die Griffschalen läppt: Es geht und führ zu guten Resultaten, gleichzeitig ist es auch bei einer größeren Produktionsmenge gut zu machen.

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