Fähigkeiten eines Outdoormessers

  • Eines hab ich in meinem vorangegangen Posting leider vergessen mit zu erwähnen...


    Natürlich sollte man eine Schusswaffe bei sich führen, wenn man wirklich in "Den Busch" geht, ist das unverzichtbar.



    @Toni...mich würde intressieren, was Du zum Thema Messer und Serrations meinst...ich finde zumindest Teilserrations an der Schneidphase eigentlich recht nützlich für bestimmte Bereiche (Seile und andere Dinge)...nutzt so etwas ind er Art auch?



    VG, S.

  • Ich möchte hier auch noch mal auf die Überschrift "Fähigkeiten eines Outdoormessers" eingehen und kann nur zustimmen, das Wort Eigenschaften wäre hier besser gewählt.


    Die Überschrift sagt aber auch, das ich mich, wenn ich denn das Messer mitführe und anwende in einer geplanten Situation und damit nicht in einer Survivalsituation bewege, wobei man da natürlich schnell reinrutschen kann, wenn man Pech hat, sich oder andere überschätzt u.s.w. .


    Beispiel: Ich bin bei der Bergjagd. Im Berg führe ich aus Sicherheitsgründen, Abrutschgefahr, ein Klappmesser. Gerate ich nun in einen Wettersturz und muss draußen bleiben hätte ich ein Messer wie das A1 von F. lieber dabei, aber die Nacht in einer Notunterkunft war nicht geplant, und somit auch keine Notwendigkeit Feuerholz zu machen, das Dach zu verstärken u.s.w. Daher ist das beste Survivalmesser ganz praktisch das, was man dabei hat. Doch um ein Survivalmesser geht es hier nicht!


    Doch zurück zu den Fähigkeiten, was will ich! In diesem Fall will der Anwender eines für alles, um damit eine Tour/Expedition zu bestreiten und bestimmte Herausforderungen, welchen er sich stellen will, nicht muss, zu bewältigen! Damit sind Kompromisse vorprogrammiert.



    Beispiel 1: Zerwirken von Wild. Nach meinen Erfahrungen geht dies am besten mit nicht zu langen Klingen. Gerade das Skinnen ist ermüdungsfreier mit einer kürzeren Klinge, persönlich bin ich da ein Fan von Skinnern mit Faustgriff. Zu einem Messer deutlich über 10 cm greife ich da nur ungern. Ich habe mal ein Stück Rehwild im Rahmen eines Wildunfalls mit einem Gerber BMF erst abgefangen und dann aufgebrochen. Das Abfangen ging natürlich hervorragend, aber das Aufbrechen war durch die lange Klinge deutlich mühsamer. Aber ist das die Hauptaufgabe welche man im Busch zu bewältigen hat? Eher nicht, daher würde ich dieses Gebiet als nicht so wichtig erachten, Hauptsache ich kann es. Ich stimme Geronimo ausdrücklich zu. Er hat zu Messern und Jagd alles gesagt.


    Beispiel 2: Die Hammerfläche. Habe ich persönlich noch nie intensiv gebraucht, aber das heißt NICHTS!!! Die Option sie zu haben ist auf jeden Fall gut.


    Beispiel 3: Stabilität: Dies geht ggf. zu ungunsten der Schneidleistung. Brauche ich in diesem Fall, eines für alles, aber die Schneidleistung ein Haar läng zu spalten? Nein, ich will eine stabile, schnitthaltige Schneide, welche vom Hacke bis zum Braten schneiden alles mitmacht. Daher geht meine Präferenz in diese Richtung. Armhaare abrasieren, mehr oder weniger gut, tun meine Messer trotzdem.


    Beispiel 4: Gesamtkonstruktion. Aus je mehr Teile ein Messer besteht, um so anfälliger ist es. Ledergriffe schwächen durch ihre Verschraubung das Griffende, verschraubte Griffe lockern sich und Parierstangen fangen an zu wackeln. Daher bevorzuge ich einen einfachen Aufbau.


    Letztendlich sind in hochwertige Messer viele Reserven verbaut, welche die meisten Nutzer nicht oder kaum benötigen werden. Aber sie sind da und das ist doch auch beruhigend. Dadurch können, eingeschränkt, Fähigkeitslücken des Nutzers ausgeglichen werden. Umgekehrt natürlich genau so.


    Damit komme ich wieder zum Ausgangspunkt: Verwendungszweck, daraus resultierend Eigenschaften des Messers und die Fähigkeiten des Nutzers sind die Mischung, welche den Sieger ausmachen.

  • @ S.J.
    bezügl. Serrations:
    Wenn z.B. 30 Kg an einem textilummantelten Seil ( Kletterseil etc.) hängen und man versucht das Seil mit ausgeprägten Serrations zu durchschneiden, so habe ich bereits verbucht, dass dann ein "Ritzeleffekt auftreten kann, d.h. die Zähne drehen das Seil wie die Fahrradkette das Hinterrad. Zum Durchtrennen von Gummi - od. Kunststoffteilen, z.B. Schläuche, sind Serrations wirklich sehr hilfreich aber in erstgenannter Situation ist eine gute Schärfe hilfreicher.


    Sollte abseits ausgetretener Pfade ein Nachschärfen erforderlich sein, so
    muß dieser Vorgang ohne große Schwierigkeiten durchführbar sein,
    d.h. ein Wellenschliff im bereich der Schärfe würde störend wirken.

    Ist der Wellenschliff auf dem Messerrücken eingebracht, werden Manche
    das als "zweischneidig" deuten und damit ist der Waffencharakter da. Der
    Wellenschliff wurde vielfach unmittelbar vor dem Parierelement
    positioniert. An gleicher Stelle ist die Kraftübertragung von der
    Hand auf die Klinge am deutlichsten spürbar, d.h. wenn ich einen
    daumendicken Stock schneide, so setze ich den Schnitt genau an der
    vorbeschrieben Stelle an, ist dort ein Wellenschliff eingebracht, so
    muß ich zwangsweise den Stock mehr zur Messerspitze rücken. Durch
    dieses Nachvorneschieben bilde ich einen Hebel zwischen dem
    Schneidepunkt und der Messerhand. Je länger ich diesen Hebel bilde,
    je mehr Kraft muß ich für den Schnitt investieren.
    Für manche
    Allroundmesser und reinen Rettungsmessern hat der Wellenschliff
    sicher seine Berechtigung. Bei meiner GTK - Konzeption ist der
    rückwärtige Wellenschliff zur Intensivierung der Waffenfähigkeit
    gedacht aber bei einem reinen Outdoorer würde ich einen
    Wellenschliff, aus vorgenannten Gründen, als störend empfinden.

    Einmal editiert, zuletzt von Tony ()

  • Hallo Tony :)


    Deine Gedanken teile ich in sofern, dass ein partieller Wellenschliff in der Nähe des Griffes in sofern Schwietigkeiten bedeuten kann, Holz zu spalten (zumindest, wenn er recht ausgeprägt ist...ein dezenter, sprich nicht aggressiver Wellenschliff wird sich da ja nicht festbeißen...diese Vartiante von Teilserrations bevorzuge ich an Messern :) ) .


    Serrations auf dem Klingenrücken mag ich eigentlich nicht...man hat zum einen eine Verletzungsgefahr mehr, zum anderen funktioniert hier gerade Deine geschriebene Vorgehensweise, durch Schläge auf den Klingenrücken mittels einens dicken Astes mit der Klinge ins Holz vorzudringen, so gut wie gar nicht, weil sich der Schlagast ständig in den Serrations verfängt...



    VG, S:

    Einmal editiert, zuletzt von S.J. ()

  • Zunächst mal fragt man sich, warum ein Beitrag gepostet wird in der festen Erwartung, er werde gelöscht....
    Gelöscht wird hier ausschließlich, was nicht ins Forum paßt oder sich sonstwie auf eine Art gegen Diskussionspartner richtet, die wir hier nicht wollen....Warum man sowas in der festen Erwartung postet, so etwas verzapft zu haben, erschließt sich mir nicht....Einfach mal wieder ne Scheibe einschmeissen, weil es sonst im heißen Sommer zu langweilig wird??


    Aber mal inhaltlich: Dieses ganze Gerede mit "früher ging es doch auch" überzeugt mich gar nicht. Das wäre der Tod für JEDE Entwicklung. Unsere Vorfahren haben ja nicht nur im Wald ihr Leben gefristet, sondern auch in allen anderen Existenzbereichen - und sind irgendwie klargekommen....
    Was soll das also? Zurück zum Volksempfänger, Ford T-Modell, Schwarzweiß-TV? Ging ja auch alles irgendwie...


    Wann kommt denn der dezente Hinweis, daß ja die Indios ihren ganzen, an Arbeitsaufträgen für Schneidwaren sehr reichen und vielfältigen Arbeitsalltag mit einer 5 Dollar-Machete auch "irgendwie" hinter sich bringen?


    Dieses Argument hat mich schon in der Busse- und Strider-Debatte nicht überzeugen können, auch bei Customs nicht - IRGENDWIE schneidet schließlich auch Chinesen-Dosenblech....


    Ich habe hier durchaus nicht unreflektiert Tonys Position eingenommen - im Gegenteil, ich vertrete hier inhaltlich eher die Auffassung vom Bootsmann und sehe nicht DEN Weg für jeden Zweck und jeden Anwender.


    Aber mit Deinen "Argumenten", letztlich einer unterstellten Nutzlosigkeit JEGLICHER technischen Fortentwicklung und Optimierung von Aufgabenerfüllung, kann ich nix anfangen - und sehe auch darin keine hier so süffisant eingeforderte Niveausteigerung....

  • Meiner Meinung nach sprengt das von Tony vorgestellte Messer und die dargestellten Aufgaben den Outdoor-Rahmen und geht mit dem Bauen von Schlafstelle und anderen Vorrichtungen mehr in den Survival-Bereich. Outdoor bedeutet für mich das intensive Aufhalten in der freien Natur mit leichter sportlicher Betätigung und Bewältigung einfacher Aufgaben. Die Voraussetzungen für ein Outdoor-Messer (evtl. Feuerholz machen, Zubereitung mitgebrachter Nahrungsmittel, Schnitzen eines Wanderstockes, Einsatz als Rettungs- oder Versorgungsgerät bei Notfällen, etc.) gestalten sich anders als die, eines Survival-Messers. Ein Survival-Messer muß nicht bequem in der Handlage, sondern in erster Linie praktisch und vielfältig sein; ein Outdoor-Messer schon, wenn man damit stundenlang rumschnitzen will.

  • Mein leiber Schwan, ein umfangreich, und sehr gut bebilderter Bericht, inkl. schlüssiger Stellungnahmen von einem der sich auskennt, und wie man sieht nicht nur schreibt oder redet, sondern auch selbst macht. Toll erläutert, beschrieben und begründet. Freut mich so Kundige Forumiten hier zu haben. Großes Kino. SO was lese ich gern und lange. Es gibt den Berichten nichts, ausser einem dicken DANKE hin zu zu fügen.



    Gandalf der Graue

    Nichts ist so einfach, als dass man es
    nicht doch falsch machen könnte!!!

  • Hi!


    Ich verstehe nicht so ganz wieso sich hier wieder die halbe Welt auf den Schlips getreten fühlt, weil jemand fundiert ein Messer beschreibt und sogar nach weiteren Beiträgen verlangt, die weniger Geschwafel und Theorie als einfach mal Bilder und Erfahrungsnachweise enthalten.
    Mit Wachstum des TF sind auch hier immer mehr Theoretiker aufgeschlagen und die sollen sich hier ruhig noch mehr Theorie holen oder Fragen stellen, aber Vermutungen einfach mal hinten anstellen...


    Beil, kleines Messer, großes Messer, Teppichmesser und Kettensäge - alles tolle Werkzeuge.


    Hier gehts um praxisorientierte Darstellung von Outdoormessern. Also macht doch einfach einen Beitrag für Beile und Zahnstocher in der praxis auf und bebildert das ganze. Vielleicht lass ich mich dann auch nochmal dazu hinreissen mein Gränsfors zu entrosten und probiere was aus wenns logisch und machbar erscheint...


    Nun meine Meinung nochmal kurz und bündig:
    Ich finde es immer witzig, wenn egal ob auf Semiaren oder mit Leidensgenossen auf irgendnem Trail, immer wieder nach meinem Messer gefragt wird, wenn der Hantier mit irgendnem Klapper oder Messer in Kompaktgröße die Zeit flöten geht. Es ist so weit gekommen, dass ich erst garnicht mehr fragen lasse "Kann ich nochmal das Messer kurz benutzen?" - sondern direkt im Vorhinein sage - "Wer das Messer braucht kanns sich ruhig kurz leihen, aber bitte zurück wie abgeholt!"



    Nochmal dazu um irgendwelchen Verschwörungstheorien vorzugreifen: Nein ich habe kein GEK, nein ich bin kein Jünger Tonys und ja - ich hab das Gefühl ein paar Leute hier könnten ein wenig Experimentierfreudiger sein als permanent ihre Beratungsresistenz der Welt kund zu tun... (ist jetzt nicht auf diesen einen Thread bezogen.


    Ihr bekommt hier einen wunderbaren Beitrag geliefert, der im Grunde dazu anregen könnte mal ein paar Sachen auszuprobieren. Warum stattdessen den Prüfstand und Spekulationen auspacken?



    Und damit das ganze entspannt wird und wir etwas Witz mitnehmen zeige ich euch nun, dass man weder Beil, noch Messer oder Machete braucht um eine Grille als Nahrung zu zubereiten :D :D :D ;)


    Grille.JPG

    Plan - Prepare - Execute

  • Mich würde es interessieren, welche Praxisvorteile eine Bowieklinge gegenüber einer Droppointklinge bringt. Die Bowieklinge hat ja meistens eine etwas feinere Spitze als dies bei einer Droppointklinge der Fall ist.


    1. Bei welchen konkreten Anwendungen spielt die Bowieklinge mögliche Vorteile aus?


    2. Bringt die leicht geschwungene Form der Bowieklinge Vorteile?

  • Meiner Meinung nach sprengt das von Tony vorgestellte Messer und die dargestellten Aufgaben den Outdoor-Rahmen und geht mit dem Bauen von Schlafstelle und anderen Vorrichtungen mehr in den Survival-Bereich. Outdoor bedeutet für mich das intensive Aufhalten in der freien Natur mit leichter sportlicher Betätigung und Bewältigung einfacher Aufgaben. Die Voraussetzungen für ein Outdoor-Messer (evtl. Feuerholz machen, Zubereitung mitgebrachter Nahrungsmittel, Schnitzen eines Wanderstockes, Einsatz als Rettungs- oder Versorgungsgerät bei Notfällen, etc.) gestalten sich anders als die, eines Survival-Messers. Ein Survival-Messer muß nicht bequem in der Handlage, sondern in erster Linie praktisch und vielfältig sein; ein Outdoor-Messer schon, wenn man damit stundenlang rumschnitzen will.


    Würde ich gar nicht so sagen...es kommt immer auf die individuelle Definition der Begriffe "Outdoor" und "Survival" an...auch im Outdoorbereich kann es durchaus sinnvoll sein, sich einen Unterstand zu bauen oder sein selbst erlegtes Reh zuzubereiten ;)


    Mich würde es interessieren, welche Praxisvorteile eine Bowieklinge gegenüber einer Droppointklinge bringt. Die Bowieklinge hat ja meistens eine etwas feinere Spitze als dies bei einer Droppointklinge der Fall ist.


    1. Bei welchen konkreten Anwendungen spielt die Bowieklinge mögliche Vorteile aus?


    2. Bringt die leicht geschwungene Form der Bowieklinge Vorteile?


    Ich hatte die gleiche Frage im Kopf, würde mich von daher auch interessieren @Tony :)



    VG, S.

  • @ Metagrinder u. S.J.,


    der vordere Schärfebogen eines Bowiemessers ist wesentlich höher gezogen als es bei einer Drop - Point - Klinge der Fall ist. Somit wird der Schärfebereich und damit einhergehend der Arbeitsbereich verlängert. Ziehende oder stoßende Schnittbewegungen sind somit, in der Relation zur eigentlichen Klingenlänge, sehr effizient.
    Das typische, deutsche Abhäutemesser welches sich in Fleischereien und Schlachthöfen etabliert hat ist der "Hamburger". Dessen Klinge zeigt ebenfalls einen ausgeprägten, vorderen Schärfebogen. Das ursprüngliche Bowiemesser des 19. Jahrhunderts war also auch sehr gut zur Häutung ("Skinnen") von Großtieren gedacht und geeignet.
    Die Schärfe des relativ hochgezogenen vorderen Bogens verleiht dem Messerhieb dort eine intensivere Schnittwirkung als andersartigen Klingenformen.
    In der dezentralen Spitze sehe ich allerdings eher eine gewisse Arbeitseinschränkung. Wenn die typische Bowiespitze beim Stich auf Knochen, z.B. Rippen trifft, so verbleibt sie nicht oder selten "im Stich" wie eine Clippointklinge sondern sie drifftet seitlich aus der Stoßrichtung.
    Das die Wurzeln des Bowiemessers eher in Europa liegen und die Verbreitung des Bowiemessers auf einem amerikanischen Trend (nach Alamo) basiert, habe ich bereits in einem anderen Thread beschrieben.

    Einmal editiert, zuletzt von Tony ()

  • Ich frage mich häufig warum der Teilwellenschliff so häufig an "Outdoor/Bushcraft" Messern zu finden ist? Hat der Teilwellenschliff, hier tatsächlich eine "Berechtigung"?
    Den bei den Meisten Messern ist dieser Wellenschliff ja häufig nur sehr Kurz gehalten und zudem meistens auch direkt vor dem Griff, ich empfinde ihn dort als störend, da ich diesen Bereich auch für feinere Scheidaufgaben verwende.

  • Nun mal mein Senf zu den Fähigkeiten eines Outdoormessers:


    Zur Begrifflichkeit: Diese ist momentan fliessend. Outdoor - dazu gehört eigentlich alles - vom Kanu über Wandern, hin zu Expeditionen in Busch und am Berg, etc...


    Ich betrachte das oft genannte "Survival" als Bestandteil sämtlicher schrofferen Outdoor "Sport"arten. Survival kann man schlecht betreiben, als sich mehr einfach darauf vorzubereiten. Dies geschieht indem man Kurse besucht, sich Lektüre anschafft oder per Try and Error trainiert. Welche Lösung dabei sinnvoll ist sollte jedem klar sein.
    Wer würde schon versuchen nach einer Lektüre ohne Bergerfahrung auf große Berge in den Alpen zu steigen, oder einfach mal versuchen eine (meinetwegen als leicht beschriebene) Seekayak Tour zu starten und zu sehen obs klappt oder nicht??
    Es verhält sich mit Wildnis Trips in heimischen Wäldern nicht anders. Ich spreche jetzt nicht vom Stadtpark oder kleinem Wald, sondern schon im Ausmaß von Siegerland, Eifel, Venn, Schwarzwald etc. Mal von den Weiten der großen Kontinente und Ländern wie Kanada, Russland, USA, usw abgesehen.
    Das Gefahrenpotential besteht bereits bei einer Winterwanderung. In meiner Gegend kommt es jedes Jahr bei stärkerem Schneefall vor, dass sich Leute bei ihrer Winterwanderung verlaufen und verzweifelt kurz vorm Exitus gefunden werden oder mit letzter Kraft heimkehren. Dies bei wirklich einfacher Umgebung und ständig kreuzenden Waldwegen und teilweise Straßen. Sie haben dann viel gelesen und konnten nicht handeln oder haben beim tryen den Error entdeckt. Es muss nicht immer ein Kurs sein. Alleine das Aufsuchen von Gleichgesinnten zum Sport hilft sehr aus Erfahrungen zu profitieren - und mag die Sache noch so einfach erscheinen...


    Ich betrachte das Outdoormesser in diesem Fall mal unter dem Gesichtspunkt nördlicher Hemisphäre in bewaldetem Gebiet. Wir wollen eine längere, mehrtägige Wanderung unternehmen und mit Minimalausrüstung losziehen. Im Grunde das was viele unter dem Zusammenhang "Outdoor - Tour" verstehen. Dies könnte als Training für eine Expedition oder Trekkingtour ala Westcoast Trail, o.ä. dienen.


    Nun - welches Messer nehme ich mit? Diese Frage hängt davon ab: Welches Wissen, bzw. welche Skills habe ich dabei? Man sollte sich vor allem bei Touren in größere Wildnis bewusst sein, dass das ganze kein Spiel mehr ist und dass man unter Umständen nicht einfach mal flott abbricht und zurück ins Haus geht weils kalt, nass, durstig oder hungrig wird. Ein Wetterumschwung, eine verletzte Begleitperson, plötzlich auftretende Krankheiten und viele weitere Faktoren können schnell zu ernsthaften Schwierigkeiten führen, ohne dass man sich bei seinem "Outdoor" Vorhaben eigentlich in eine "Survival" Situation begeben wollte.


    Sämtliche Naturvölker legen seit jeher sehr großen Wert auf qualitativ hochwertige Messer, die Ihrem Lebensraum angepasst sind. Es wird wahnsinnig viel Zeit in deren Fertigung investiert und auch wenn diese Messer längst unter dem Standard unserer technologischen Möglichkeiten liegen, so haben sie meist doch noch mehr Zeit und Aufwand in Anspruch genommen mit dem Traum etwas zu haben wie ein GEK, Busse, Strider, Schanz oder was auch immer. Was spricht also dagegen, dass wir auch unsere Möglichkeit ausschöpfen anstatt ständig mit Argumenten zu hantieren, dass man das alles nicht braucht weil Buschmann XY das ja auch nicht hat?
    Ich hab mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Leute mit hochwertigen Messern unterwegs sind. Es ist nicht lange her (und da lassen sich evtl. sogar hier noch Beiträge finden), da diskutierte man, ob ein schweizer Offiziersmesser nicht reicht... Diese Zeiten sind bei den meisten vorbei. Ich habe erst kürzlich am Eifelsteig ein Grüppchen getroffen, die mit großen Messern ihre Brotzeit parat machten. Im Gespräch fiel der Begriff "für den Notfall" und "Universalwerkzeug".


    Genau so sehe ich es auch. Ich gehe im Grunde nie los in der Absicht, dass mein Leben vom Messer abhängt. Aber sollte es hart auf hart kommen (und auch das hab ich mal i Val Grande erleben dürfen), dann kann ich mich auf das Teil in Verbindung mit meinen Skills verlassen.
    Rüdiger Nehberg war mit Badehose und Mundharmonika mit 70 Jahren noch im fiesesten Dschungel unterwegs. Die Menschen in der Urzeit konnten mit Steinspitzen großes Wild erlegen. Ich trage ein Strider MT in ATS 34 in einer Nylon Sheath. Das Messer erfüllt meine persönliche Präferenz was die Griffergonomie angeht und erleichtert mir nen Haufen Arbeit gegenüber den beiden zuvor genannten Möglichkeiten der Ausrüstung.


    Ich persönlich halte es für falsch auf Touren oder im Notfall großartig Holz zu verarbeiten und deshalb verzichte ich darauf ein Beil oder gar eine Axt oder Säge zu tragen. Das Bewegen von größerem Holz kostet Zeit, Kraft und Nerven. Ich habe Unterarm dickes Holz immer mit zwei, drei Hieben trennen können. Kerben oder definiertere Schnitte bekommt man gut per Schlagholz hin. Verarbeitung von Nahrung funktioniert damit auch. Hab mir mit diesem wenig filigranen Messer schon oft Brötchen geschmiert, Dosen aufgemacht oder Trockennahrung angerührt. Fische und Wild kann man damit auch super bearbeiten, so wie es im "Outdoorbereich" für Jäger und Angler wichtig ist, die gerne etwas abgelegener unterwegs sind. Es erfüllt die kleinen Dinge des Lebens schlechter als das optimale Tool, aber ist im Gegemsatz zu Säge, Axt, Besteck, Multitool, kleinem Messer und allerhand Krimskrams sehr kompakt und unterm Strich wieder leicht.


    Ich hatte das ein oder andere Messer in der Hand und durfte damit auch arbeiten. Habe ein paar Messer selber in Besitz gehabt und lange probiert.


    Mein persönlcihes Fazit aus Erfahrung:
    Für bewaldetes Gebiet: ab 5 mm Klingendicke und einer Klingenlänge von 16 cm aufwärts. Flaches Griffende und Handschlaufe. Eine der Spitz zulaufenden Klingenformen. Der Rest nach Belieben.
    Für die Berge: ab 5 mm Klingendicke und einer Klingenlänge bis 10 cm sind ausreichend. Ergonomischer Griff, der etwas gegen Kälte isoliert und bei tiefen Temperaturen nicht rissig oder Spröde wird. Spitz zulaufende Klingenform und Recurve Schliff. Der Rest nach persönlcihem Belieben.



    Hab leider keine Zeit korrektur zu lesen, also nicht wundern wenn ich noch was ändern sollte. Bilder kommen heute Mittag!



    Hier die Bilder für die, die sie noch nicht kennen:


    Strider MT - hab mal gesucht und leider nur ein paar Bilder gefunden, in denen das Ding nicht einfach nur Model im Wohnzimmer spielt ;)


    MT 1.jpg


    MT 2.JPG


    Funzt auch wunderbar als Kissen (ein Plus für dicke Klingen :D :D )


    MT Hutablage.JPG


    Da liegts auf ner hirschdecke am Feuerchen und schläft :D :D


    Schlafplätzchen.JPG


    Hier noch unten am Stock bei ner Vorführung beim Stridertreffen damals bei Köln ;)


    MT Stridertreff.jpg



    Das MSC EB AC Airwing NM (wat ne Bezeichnung...) musste mittlerweile gehen... damals wars im Karwendel bei unter 20° Minus mit unterwegs.


    EB AC AIRWING NM.jpg



    Und mein derzeitiger Begleiter in den Bergen (obwohl mir der Griff wat kalt ist und noch gemacht werden muss ;) ) Strider ZM


    ZM Berg 1.JPG


    ZM Berg.JPG




    Gruß,
    AJAX

    Plan - Prepare - Execute

    3 Mal editiert, zuletzt von AJAX ()

  • Aye,


    in meiner Militärzeit, hatte in meiner Einheit, zwecks Auftragserfüllungen, das Thema "Orientierung" einen großen Stellenwert. Die "hohe Weihe" der Orientieruing war


    eine Abschlußübung in den Trauchgauer Bergen (bei Füssen)., In einer Dreier-Gruppe mußten wir, innerhalb einer Woche (war seinerzeit von Mo.-.So.) 5 vorgegebene


    Punkte finden und anlaufen. Lagen wir richtig, fanden wir am Punkt ein farbiges Holzplättchen. Wir nahmen es mit, als Nachweis das wir da waren. So ging es dann 7 Tage,


    im November/richtig kalt, steil bergauf oder steil bergab. Nur für eine einzige Nacht stand uns eine Hütte zur Verfügung. Als Messer nutzte ich damals (1967), ein preiswertes


    Fixed "irgendwas aus Solingen", war glaube ich mit ca. 15er Klinge und als Beimesser ein Wenger. Unser Dienstmesser war, in jeder Beziehung, total unbrauchbar, so


    erlaubte man uns die Nutzung von Privatmessern. Weder ich, noch einer meiner damaligen Buddys, hat ein sog. High-Tec-Messer. Gab zwar schon Puma, waren aber für


    uns unerschwinglich. Mein Solinger schlug sich wacker, ging nie in die Knie. Das Messer war robust, scharf, breite Klinge. Damit konnte man zur Not auch mal einen


    Eintopf löffeln. Kostete damals, glaube ich, ca um die DM 40.--. Wir hatten keine Axt, kein Beil, nur eine Drahtsäge und unsere Messer. Und wir kamen durch... :thumbup:


    War phasenweise eine Tortur, gehe jetzt nicht näher ein. Würden den Thread sprengen und wäre OT. Pünktlich, vor Ende der Death-Line, (So. 17 Uhr)d präsentierten wir stolz


    unserem Ausbildungsleiter die 5 Holzstücke. Ohne Messer diese Aufgabe bewältigen-unmöglich. Unsere eigentlich einfach Messer mußten schneiden, spalten, anspitzen,


    Äste abhackien (Nachtlager) usw. Aus dieser Erfahrung heraus, weiß ich die Klasse eines heutigen Spitzenmessers zu schätzen. Wer ins Outdoor geht benötigt eine


    gute Klinge, besser Zwei (Groß und Klein). Und wenn Tony, auf Grund seiner Erfahrung, die sicher nicht geringer ist als meine, dem Naturfreund der längere Touren im Sinn hat,


    ein Messer empfiehlt, dann ist das ein Wort. Man muß natürlich offen dafür sein und, wenn möglich, entsprechende Euros in die Hand zu nehmen.


    Mit internettem Gruß!


    Socorro :)

  • ja, nennen wir das Kind ruhig mal beim Namen, die Euros.


    Irgendwie habe ich bei der Sache hier den Eindruck daß sie gut gemeint angefangen hat, aber irgendwie immer Leute versuchen Messer die sie sich nicht leisten können schlecht zu reden. Und dann kommen natürlich die Moras oder Opinels oder wie sie alle heißen ins Spiel, nicht zu vergessen das Glock Feldmesser, das die Schneide nicht länger hält als ein angeschärfter Pfannkuchen.


    Wenn ich die Wahl hätte zwischen keinem Messer und einem von den genannten, dann würde ich auch eins davon nehmen, hätte ich die Wahl zwischen einem Mora und einem zehnmal so teueren Roselli, dann würde ich das geschmiedete Roselli nehmen. Und zwar nicht weil es zehnmal so teuer ist, sondern weil es zehnmal so gut ist. Ich war noch nie bei den Samen zuhause, aber in den Berichten die ich über sie gesehen habe hatte keiner an Mora an der Seite, sondern alles ein Messer das verflucht nach Feuer und Amboss ausgesehen hat.


    Und wenn ich die Wahl zwischen einem Roselli und dem GEK hätte, dann würde ich das GEK nehmen, nicht weil ich Tonys Werbesprecher bin oder Ajax gut leiden kann und nicht weil es doppelt so teuer ist, sondern weil es mehr Möglichkeiten bietet als das Roselli.


    Und wenn ich mir die Dinger nicht leisten kann, dann würde ich anstatt vor der Kiste zu sitzen und gute Messer schlecht zu reden abends kellnern gehen, damit ich mir erstens die Messer leisten kann und zweitens genug Geld zusammensparen kann um wenigstens mal eine Tour durch irgendwelche fremden Länder zu machen.


    VG


    Roman


    PS: Schöne Bilder Tony, ich entschuldige mich dafür dass ich keine Bilder gepostet habe, obwohl es gewünscht war

    panta rhei


  • Und wenn ich mir die Dinger nicht leisten kann, dann würde ich anstatt vor der Kiste zu sitzen und gute Messer schlecht zu reden abends kellnern gehen, damit ich mir erstens die Messer leisten kann und zweitens genug Geld zusammensparen kann um wenigstens mal eine Tour durch irgendwelche fremden Länder zu machen.

    Vielen Dank, Du sprichst mir aus der Seele. ! 8)

    Ehre und Robustheit !

  • @ Centurio,


    zum Paracord - Strider wird Ajax sich wahrscheinlich äußern.
    Dass die Zahl der im privaten Handel auftauchenden GEKs mehr bemerkbar ist als noch im Vorjahr, liegt einfach daran, dass
    1.) nun mittlerweile weit mehr Exemplare in Umlauf sind.
    2.) Dass der Ein oder Andere das momentane Geld mehr benötigt als ein Messer welches bei ihm primär in der Schublade liegt, zumal wenn es noch relativ hochpreisig ist.
    Gestern bestellte ein Kunde das 3. GEK innerhalb eines Jahres, er verschenkt Nr. 2 u. 3 seinen Freunden zu deren Geburtstagen.
    Dass ich 2 Exemplare an einen Kunden verkaufe, kommt immer wieder vor.
    Deine angedeutete Schlussfolgerung ist also nicht stimmig.


    Gruß,
    Tony


    P.S. Hier muß sich aber nicht alles um das GEK drehen. Den Thread habe ich mir anders vorgestellt. Es sollten alle erdenklichen, wirklichen Outdoormesser hier in der Praxis vorgeführt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Tony ()

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