Vorstellung: Böker+ GITFO - American Kami Collaboration

  • Böker+ GITFO – American Kami Collaboration


    Hallo liebe TF Mitglieder,


    heute möchte ich euch die neue Kollaboration zwischen DJ Urbanovsky/American Kami und Böker vorstellen.


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    Das Böker+ GITFO ist die zweite Zusammenarbeit zwischen Urbanovsky und Böker. Vor zwei Jahren stellte Böker mit dem Colubris das damalige Erfolgsmodell von American Kami als Serienmodell vor. Im gleichen Jahr habe ich die ersten Fotos vom GITFO gesehen und war von Anfang an sehr begeistert von dem Modell. Das GITFO hat sich ebenso zu einem Erfolg für Urbanovsky entwickelt und wird seit diesem Jahr von Böker in Serie hergestellt.
    Dem Colubris haben sich im Forum schon mehrere Autoren gewidmet: Rumpeltroll hat das Orignal Midtech schonmal ausführlich vorgestellt, derLichtschalter brachte uns dann die Böker+ Version näher, balinzwerg verglich das Böker+ Colubris mit dem Bastinelli MAX.


    Das GITFO ist Urbanovskys Interpretation eines Ringknaufmessers. Weitere bekannte Serienverteter dieser Messerart sind Benchmades SOCP Dagger und Ka-Bars Snake Charmer. Im ersten Teil dieser Vorstellung widme ich mich zuerst einmal dem GITFO, bevor ich im zweiten Teil einen kurzen Vergleich mit den beiden eben genannten Messern ziehe.


    Geliefert wird das GITFO in einer schwarzen Pappschachtel mit Magnetverschluss. Neben dem Messer selbst und der Scheide aus Kydex gehört auch ein Gürtelclip und eine Kugelkette dazu. Clip und Kette sind für mich nicht gebräuchlich, da ich ein kleines Fixed üblicherweise auf 1 bis 2 Uhr IWB trage und mit Paracord und Cordlock sichere. Diese Trageoption ermöglicht mir schnelle Längenanpassungen, sollte sich die Trageposition doch verändern, z.B. weil das Messer in die Hosentasche wandert.


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    Das GITFO ist insgesamt 17,3 cm lang, davon entfallen 7,2 cm auf die Klinge, welche bis zum Ende scharf geschliffen ist. Die restlichen 10,1 cm entfallen auf den Griff inklusive des Fingerrings. Gefertigt ist das Messer aus einem 4,9 mm starkem Stück 440C Stahl mit einem Stonewash-Finish. Alle Kanten sind sauber gebrochen, der Anschliff ist symmetrisch ausgeführt.


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    Die Klingenform ist ähnlich der des Colubris. Am ehesten passt hier die Bezeichnung "Modified Wharncliffe". Die Schneide verläuft in einem leichten Bogen, das gibt dem Ganzen eine bessere Alltaugstauglichkeit, erhält dabei aber die Möglichkeit zu Freihandschnitten und eine gut zu kontrollierende Spitze. Diese liegt im Gesamtverlauf leicht unterhalb der Mittelachse des Messers und ist als Panzerspitze ausgeführt. Auf dem Klingenrücken folgt nach der Panzerspitze eine falsche Schneide und dann eine Daumenauflage mit leichtem Jimping. Der Daumen gleitet im Fechtgriff automatisch in die Auflage und hält sicher.


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    Der Griff ist symmetrisch aufgebaut. Er verfügt über zwei Fingermulden, jeweils eine auf dem Rücken, welche sich direkt an die Daumenauflage der Klinge anschließt und eine auf der Unterseite, welche direkt in den Anschliff mündet. Hier ist auch große Vorsicht geboten, ganz wie beim Original Midtech GITFO von Urbanovsky ist der Schliff bis zum Ende ausgeführt und bietet daher ein gewisses Verletzungspotenzial. Urbanovsky schlägt in seiner Videovorstellung des Midtech GITFO vor, alle, die das stört, sollen dieses letzte Stück Anschliff doch selber abstumpfen.
    Ein weiterer Teil des Griffes ist der Fingerring. Dieser verfügt auf der Schneidenseite über einen Sporn. Dieser Sporn dient zum einen als Indikator, wo sich die Schneide befindet, zum anderen kann man damit auch gut Druck ausüben. Ich werde den doch sehr scharfkantigen Sporn entschärfen. Bei meiner bevorzugten Trageweise drückt er in sitzender Position zu sehr. Der doppelte Sinn einer nonlethalen Verwendung des Sporns erschließt sich mir bei einem Fixed dann auch nicht.


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    Weiter geht es im nächsten Post. :)

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    IG: @mgph.edc

  • Und weiter geht es mit der Vorstellung.


    Die Kydexscheide ist von guter Qualität. Sie umschließt das Messer bis zum ersten Drittel des Griffes und hält wackelfrei. Die Scheide ist als Taco ausgeführt, auf dem Rücken ist sie bis zur Daumenauflage der Klinge offen gehalten. Es gibt keine scharfen Kanten, man kann mit Hilfe von Aceton aber sicherlich für ein noch feineres Finish der Kanten sorgen.
    Am Anfang saß alles extrem straff, nach einem Tag hat sich der Druck aber schon spürbar verringert, sodass das Ziehen und Versorgen des Messers problemlos verläuft.


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    Das Messer ist dafür vorgesehen im Icepick Griff mit Schneide nach außen geführt zu werden. Der Zeigefinger wird dabei durch den Ring gesteckt und bietet so eine sehr gute Sicherung gegen eine Entwendung des Messers. Die Position des Sporns gibt ebenfalls einen Hinweis zur bevorzugten Führweise des Messers. Aber auch im Fechtgriff, sowohl mit gesichertem kleinem Finger durch den Ring als auch ohne lässt sich das Messer von mir mit Handschuhgröße 9 (Mechanix/5.11 L) gut greifen.
    Eine Reverse-Edge-In Position ist aufgrund des Sporns und des Anschliffes bis zum Griffende nur schwer möglich. Man gerät dann sehr schnell mit der Hand in die Schneide.


    Nun folgt ein kurzer Vergleich der drei Ringknaufmesser: Benchmade SOCP Dagger, Böker+/American Kami GITFO und Ka-Bar/Snody Snake Charmer


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    Zuerst einmal die Rohdaten der drei Modelle nebeneinander:


    [table=',Benchmade SOCP Dagger,Böker+ GITFO,Ka-Bar Snake Charmer']Gesamtlänge:[*] 18,4 cm[*] 17,3 cm[*] 16,2 cm[*] Klingenlänge:[*] 8,1 cm[*] 7,2 cm[*] 5,8 cm[*] Schneidenlänge:[*]6,2 cm[*]7,2 cm[*]5,5 cm[*]Materialstärke:[*]4,5 mm[*]4,9 mm[*]3,3 mm[*]Stahl:[*]440C[*]440C[*]S35VN[*]Scheide:[*]Spritzguss[*]Kydex[*]Spritzguss[*]Ringdurchmesser, außen:[*]3,24 cm[*]3,36 cm[*]3,18 cm[*]Ringdurchmesser, innen:[*]2,77 cm[*]2,8 cm[*]2,35 cm[*]Griffgestaltung:[*]Symmetrisch[*]Symmetrisch[*]Asymmetrisch[*]Ringdetails:[*]Daumenauflage am Griffende[*]Sporn auf Schneidenseite[*]Keine Besonderheiten[*][/table]


    Was unterscheidet nun alle drei Ringknaufmesser voneinander?


    Das Anwendungsgebiet des SOCP Dagger ist auf den ersten Blick ersichtlich. Er ist als Last Ditch Tool konzipiert. Komplett symmetrisch gestaltet, kann er selbst in der einschneidigen Version seine grundsätzliuche Intention als Waffe nicht verbergen. Der Dolch steckt hier nicht nur im Namen. Die Daumenauflage am Griffende sorgt für sicheren Halt. Auch mit Handschuhen lässt sich das Messer gut greifen und sicher festhalten.


    Am gänzlich anderen Spektrum liegt das Snake Charmer. Als kleines Jagdmesser gedacht, ist es sehr alltagstauglich. Die 3,3mm starke Klinge mit Hohlschliff macht es schneidfreudig, das gesamte Erscheinungsbild ist eher unscheinbar. Im Gegensatz zum SOCP und zum GITFO ist der Griff nicht symmetrisch gestaltet. Mit dem kleinsten Innendurchmesser des Rings ist das Messer mit dünnen Handschuhen gerade noch so zu greifen. Ohne Handschuhe liegt es aber sehr sicher in der Hand.


    Das GITFO liegt zwischen beiden. Es ist nicht als Waffe konzipiert und leistet als Alltagsmesser gute Dienste. Durch die Stärke des Materials, dürfte es auch grobe Misshandlungen gut wegstecken. Im Notfall sollte es sich aber auch bei anderen Anwendungen gut machen. Die außergewöhnliche Designsprache von Urbanovsky macht es aber definitiv zu einem Hingucker. Mit dem größten Ringinnendurchmesser ist das Messer auch mit Handschuhen gut bedienbar.


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    Fazit:
    Mit dem GITFO ist es Böker wieder gelungen die formschönen Messer von American Kami einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut. Die Verarbeitungsqualität meines Messers ist, für Böker+ Verhältnisse wirklich gut.
    Ein Alltagstest steht noch aus, Papier schneidet der Werksschliff aber Problemlos.


    Ich kann jetzt noch nicht sagen, ob das GITFO das Snake Charmer ablösen wird, das Potenzial dazu hat es allemal. Es gibt jedoch ein paar Details, bei beiden, die mich stören... irgendwann werde ich wohl doch mal einen Messermacher kontaktieren, der mir dann ein Stück nach meinen Vorstellungen herstellt. Konzeptionen dazu, sind schon von mir auf Papier gebracht.


    Ich hoffe, ich konnte euch das Messer etwas näher bringen. Bei Fragen, Anregungen und Kritik, bitte ich natürlich, nicht zu zögern.


    Viele Grüße
    Merc


    PS: Ein Vergleich der drei mit einem Strider KVA wäre sicherlich auch interessant.


    Edit:
    In-Hand Bilder, v.l.n.r.: Icepick Edge Out, Fechtgriff mit Sicherung im Ring, Fechtgriff ohne Sicherung im Ring.
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    2 Mal editiert, zuletzt von Merc ()

  • Vielen Dank für das tolle Review. Sehr ausführlich gemacht und da ich das Messer eh schon auf dem Schirm hatte, wird es irgemd wann den Weg zu mir finden. Wenn du vielkeicht noch ein paar In Hand Bilder machen könntest wäre es Perfekt.

  • Hallo,


    echt ein tolles Review, vielen Dank.
    Besonders die Tabelle in denen die verschiedenen Messer verglichen werden finde ich sehr gut.
    Eigentlich war ich ja auch ganz scharf auf das Gitfo. Wenn ich es dann aber neben dem Ka-Bar sehe ist es mir dann doch wieder zu klein.
    Ich durfte ja das Ka-Bar von Martin schon befummeln, wie gesagt ein bisschen klein.


    Warum der Anschliff übers Ricasso hinausgeht ist für mich unverständlich. Sieht nicht wirklich gut aus.


    Ich wollte gerade noch etwas am Messer selber kritisieren. Hab mich aber wohl verkuckt und habe deshalb editiert.



    Grüße von der Alb
    Jörg

  • Ausgezeichnet, Kompliment! :thumbup:


    Für mich als "Datenfreak" ist natürlich auch die Tabelle sehr lobenswert, die einen Direktvergleich aller Eckdaten neben dem optischen Vergleich der Messer ermöglicht.


    Bei allem Infowert auch wirklich kurzweilig zu lesen.


    Zum Gebrauchsmessernutzen übrigens noch ne kleine Anmerkung: Der Verweis auf Jagdmesser ist wirklich erhellend, man denke an diverse "Bird and Trout"-Modelle verschiedener Hersteller mit sehr schlankem Griff und einem Ring am Ende, das uns bekannteste ist vermutlich das von Cold Steel.
    Auch hier erschließt sich wieder der - ganz unkriegerische - Nutzen einer solchen Gestaltung für sichere Handlage auch bei nassen/kalten Händen usw...

  • Wow, super Review, alle zehn Daumen hoch.


    Meins habe ich heute Mittag bestellt, da hab ich wohl alles richtig gemacht.

    Holger - T.I.T.A.N. #5555 - Kopportunist #5555
    "Es wird nie so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd", Otto von Bismarck

  • Vielen Dank euch allen.


    balinzwerg
    Ich werde es versuchen. Ist nur nicht leicht, die Griffhaltungen zu zeigen, ohne dass das Foto verwackelt. *grml*


    Dat Uli
    Hey Jörg, das GITFO ist das fetteste der drei Messer und fühlt sich insgesamt wesentlich satter in der Hand an. Kommt im Vergleich zum eher filigranen Snake Charmer als fetter Brecher daher.


    @Micha
    Du hast natürlich recht. Der Gebrauchsnutzen der Ringknaufgestaltung spricht für sich. Und er ist ja nun auch wesentlich älter, als wir uns das vorstellen. Juchten hatte dazu schonmal was geschrieben.


    Schifflaken
    Viel Spaß damit. :D


    Gruß Merc

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  • Danke für das echt tolle Review, Merc. Ich fand es sehr informativ und ansprechend bebildert - dank ausreichend "Material" konntest du ja auch gute Vergleiche anstellen. Top :thumbup:

    "Having a suitable light is analogous to being able to change the weather."
    --- Andy Stanford, Fight at Night

  • Sehr cooles Review und sehr cooles Messer :thumbup:
    Du sagst das Messer wurde nicht als Waffe konzipiert, ist das offiziell? Wenn sich der Ring nicht negativ auf das Führen auswirkt, werde ich es wohl bestellen müssen ;(

  • Grüß euch,
    eine tolle Leistung! Danke Merc!
    Ich werde mir irgendwann mal dieses Messer gönnen , dank deinem ausführlichen Bericht!
    Beste grüße Emil

    In Funken versunken!

  • Vielen Dank für das Lob. :)
    Hier auch die ersten zwei Updates.


    Update 1:
    In Hand Bilder sind im zweiten Beitrag oben eingefügt worden.


    Update 2:
    Ich habe heute den Sporn entschärft. Bisher alles noch sehr grob, da ich jetzt erstmal teste, ob mir das so gefällt oder ob ich noch mehr wegnehme. Dann kümmere ich mich ums Finish.


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    Gruß Merc

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  • Eine recht extreme Maßnahme, aber gut: Fürs Indexing reicht es ja dann immer noch. Ich bin gespannt :)

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    --- Andy Stanford, Fight at Night

  • Wieso...ich finde das durchaus zielführend. Merc hat die subjektiv bessere Ergonomie gegen den funktionalen Zusatznutzen des Gestaltungselements abgewogen und Prioritäten gesetzt.
    Außerdem wurde der Sporn ja nicht ganz entfernt, sondern nur "entschärft".


    Ich hab das z.B. mit dem im Lieferzustand sehr spitzen PE beim Corkum First Strike auch gemacht und das Teil "verrundet", weil es nun bedarfsweise noch immer wirkt, mir aber nicht mehr in den Speck piekt :)

  • Ich sag ja nicht, dass ich das schlecht finde. Ich hätte dafür wahrscheinlich einfach zu viele Hemmungen ;)

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    --- Andy Stanford, Fight at Night

  • Hey Lichtschalter,
    die Ergonomie ist für mich jetzt wesentlich besser. Micha hat das gut erklärt. Der Sporn war mir ständig im Weg, sei es beim Umgeifen von Icepick auf Fechtgriff und vice versa, oder eben beim Tragen IWB. Und da Urbanovsky in seinem Video vom Midtech gleich feststellt, wem der Anschliff bis zur Griffmulde nicht passt, der soll gefälligst selbst das hintere Stück entschärfen, so sehe ich das beim Sporn ebenso. Von der Verbesserung des Werkzeugcharakters mal ganz abgesehen. Nur ist das hier nicht das 200 Euro teure Midtech Modell... mittlerweile dürfte das auch zwischen 250 und 300 Euro liegen... da hätte ich dann echte Skrupel. ;)
    Gruß und schönen Feiertag
    Merc

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  • Das ist natürlich rational vertretbar. Bei einem Messer für -70 € sind die Hemmungen dann vielleicht doch nicht so groß. Mach ruhig weiter so, ich bin gespannt auf deine Erfahrungen :)

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