Infos über das "Vietnam-Bowie"

  • Das sogenannte "Vietnam-Bowie" gehört wohl zu den bekanntesten fixed blades. Fast jeder der sich auch nur ein Bisschen mit Messern befasst, völlig losgelöst vom militärischen Bezug, hat es schon einmal irgendwo gesehen und meist hat man auch sofort ein Bild vor Augen. Bowieklingen sprechen wohl die Meisten von uns unter ästhetischen Gesichtspunkten an, weil sie sehr elegant wirken. Dazu dann Parierelement und Griffabschluss in Messing oder, je nach Variante, in poliertem oder brünniertem Stahl. Dazwischen entweder die klassischen Lederscheiben oder Micarta. Beste Zutaten für einen klassischen, ansprechenden Entwurf.


    Das Messer wurde ursprünglich, zu geringen Kosten, für die US Armee zu Zeiten des Vietnam-Krieges beschafft. Also ein Messer welches günstig in großen Stückzahlen produziert wurde. Der oben im Titel verwandte Begriff "Vietnam Bowie" ist eher Volksmund. Die richtige Bezeichnung enthält immer den "Buchstabensalat", der Bezug nimmt auf Spezialeinheiten der Amerikaner im Vietnam-Krieg:


    MACV-SOG = Military Assistance Command, Vietnam - Studies and Observations Group


    manchmal auch mit dem Zusatz CISO = Counter Insurgency Support Office


    Ohne hier zu sehr ins Militärische abzudriften sei zusammengefasst, dass sich hinter diesen für uns kryptischen Bezeichnungen, die eher nach einer Behörde klingen als nach militärischen Truppen, Spezialeinheiten für Aufklärungs- und Kommandoaktionen verbergen. Zusammengesetzt aus Kräften der Seals, Marine Recons (Aufklärung), Special Operations Pilots der Air Force und (zum größten Teil) von Special Forces. Formiert in 1964.


    Dies nur als sehr zusammengefasste Einleitung zum Ursprung dieses Messers und zu den Abkürzungen. Irreführend ist oft, dass in der Bezeichnung MACV-SOG eben "SOG" vorkommt, die Abkürzung für den heute noch bekannten Hersteller SOG Speciality Knives. SOG Speciality Knives hat in den 80er Jahren das Vietnam-Bowie wieder aufgelegt und bei Hattori in Japan produzieren lassen. Seit den 80er Jahren gab es dann immer wieder besondere Auflagen dieses Messers, im Amerikanischen/Englischen Commemorative Knives genannt. Beim Googeln hab ich eine Seite von Hattori für deren Sammler gefunden, wo es eine sehr interessante Abhandlung zum Vietnam-Bowie und zu seinen zahlreichen Editionen gibt. U.a. findet man dort auch etwas zu den 2 Editionen, die Hattori für Böker gemacht hat:


    Hattori SOG Bowie


    Bei SOG gibt es einen Download zu einem Artikel über das Recon Knife aus der Zeitschrift Fighting Knives, von 1991:


    Artikel Fighting Knives


    Damit will ich es auch zur Einleitung gut sein lassen. Aufgrund des militärischen Bezugs dieses Messers könnt Ihr Euch mit Google-Treffern totschmeißen ....


    Was mich an dieser Stelle interessiert ist:


    Welche Varianten des "Vietnam-Bowie" besitzt Ihr, könnt Ihr etwas dazu sagen und Bilder posten? Hersteller? Evtl. wann vertrieben wenn aktuell nicht mehr im Handel? Verarbeitungsqualität? Usw.


    Viele Grüße,
    Stefan

  • Danke für Deine Links! Auch für die Infos in Deinem Beitrag zur Böker Edition. Super!


    Wie findet Ihr eigentlich die aktuelle Edition von Bark River, in Zusammenarbeit mit Vehement Knives? Schaut sehr wertig aus und sehr nah beim Original.


    Klingenwelt

  • Wie findet Ihr eigentlich die aktuelle Edition von Bark River....?


    Was soll man bloss auf solch eine Frage antworten ?? ?(


    Selbstredend endgeil - aber leider etwas zu teuer. Also das ewige Lied.


    Selten eine so elegante Linienführung gesehen - und mit Bark River rennt man bei mir ja eh offene Türen ein.


    In Frage käme eh nur die Version mit Ledergriff.
    Obwohl... - schön sind sie alle


    Beste Grüße
    Andy

    Member of the "outer Bunch..."

  • Ein paar Bilder diverser SOG - Modelle dieser Art findest Du auch hier: Old School Tacticals


    Die SOG`s,die ich bisher in der Hand hatte,waren alle sehr ordentlich verarbeitet. Warte mal,bis Micha M. diesen Thread entdeckt; der kann da bestimmt was zu sagen... :D

  • Ein wenig gern...aber nicht per Tablet, das Ding macht mich irre beim Tippen :)


    Im Netz findet man allerdings auch sehr viel, von den Vorbildern, Jagdmessern aus den 30ern und 40ern con Marbles und Randall, die Baker von seinem Vater kannte, über die diversen parallelen Modelle wie insb. das Recon Bowie über Anwendungserfahrungen (die durchaus ambivalent waren, weil das Ding mit seiner feinen Spitze als Tool zu Grobes wenig schätzt und im feuchtheissgrünen Nam auch gern rostete...) bis hin zu den diversen Nachläufern von SOG, Hattori und aktuell und sehr schön eben auch BR (mit grösserem Griff als beim normalen SOG übrigens... ).


    Ich selbst hab das normale SOG Bowie, das Recon Bowie und das Scuba Demo, alle in der alten Version.
    Und mit dem M1 und dem Old Merc zwei Varianten von Juchten, mit vierdreiviertel und elfeinhalb Zoll kürzer und länger als das Vietnam-Vorbild...und mit den besten Ledergriffen, die ich kenne.


    Ein wunderschönes Dreierset von Roman mit Bowie, Recon und Scuba hat auch noch Mitstreiter Hanomag.....traumhaft.


    Mehr dann gern nach dem WE über PC :)

  • Mir gefallen die Bark River ausgesprochen gut und ja, die Lederscheiben sind vielleicht der ganz klassische look. Aber wenn ich mich nicht vertue gab es auch früher schon Micarta. Insofern sind auch die Micarta Griffvarianten wohl recht authentisch (und gefallen mir persönlich noch etwas besser), CPM 3V Klinge ist auch sehr hochwertig. Nur schärfen möchte man die nicht :D Aber für mich wäre dieses Messer sowieso weniger für die Benutzung und mehr als Ergänzung der Chris Reeve fixed in der Vitrine gedacht. Sozusagen als "Altvorderer" zu den modernen Bill Harsey fixed blades.

  • Ganz ehrlich? Archetyp dieses Messers ist für mich auf JEDEN Fall das mit Ledergriff, auch wenns auch welche mit Micarta gegeben haben mag...


    Aber das geht bei mir bez. Verwandtschaften viel eher zu Marbles, Scagel und Randall als zu Harsey.
    Da läge für mich näher, als Ergänzung zu den Reeves nach Harsey- Entwürfen für Firmen wie Gerber, Spartan und natürlich Böker zu schauen. Ein AF 5.5 würde sich neben einem GB 5.5 doch gut und sinnvoll machen....

    3 Mal editiert, zuletzt von Micha M. ()

  • Ganz ehrlich? Archetyp dieses Messers ist für mich auf JEDEN Fall das mit Ledergriff, auch wenns auch welche mit Micarta gegeben haben mag...


    Aber das geht bei mir bez. Verwandtschaften viel eher zu Marbles, Scagel und Randall als zu Harsey.
    Da läge für mich näher, als Ergänzung zu den Reeves nach Harsey- Entwürfen für Firmen wie Gerber, Spartan und natürlich Böker zu schauen. Ein AF 5.5 würde sich neben einem GB 5.5 doch gut und sinnvoll machen....

    Jaaaaa. Neeee. Kann man machen. Kommt auf den Blickwinkel an. Ich schrieb ja "Altvorderer" zu den modernen Harsey Entwürfen. Ein Spartan Blades, z.B. Difensa, ist für mich nur eine Variation dessen was er für CRK bereits gemacht hat. Uninteressant. Aber in der Betrachtung der CRK Green Beret, Pacific, Neil Roberts, als moderne Kampfmesser, finde ich ein SOG Bowie, egal von welchem Hersteller, schon als passend. Genauso wie Deinen Tipp mit dem Applegate Fairbairn. Finde ich beide passend. Wie gesagt. Eine Frage des Blickwinkels, also was man darstellen/veranschaulichen möchte.

  • Ja, das mit Spartan kann ich nachvollziehen.
    Gerber und Böker fände ich jedoch weiter sinnvoll.
    Selbst so ein schnödes Big Rock neben einem GB wäre eine interessantw Fussnote...


    Auch spannend aus meiner Sicht: Andere haptisch / ergonomisch besondere Enrwürfe, denn DAS macht Harsey zumindest für mich so besonders.


    Spannend fände ich da z.B. auch ein SPECWAR oder Aviator von Ernest Emerson und Vaughn Neeley fürs Timberline-Label....


    Oder ein russisches Jetpiloten-Messer als Antwort der "anderen Seite",,,,

  • Fürs Bark River Sog macv trifts die hier erwähnte Eigenschaft "grenzgeil" ziemlich gut.
    Nach dem auspacken: Sehr handwerklicher Charakter. Oberflächen sind etwas rauher als bei den anderen Bark River Messern. Die schwarze Scheide färbt etwas ab, stört aber nicht sonderlich Das Leder von Griff und Scheide kommt etwas trocken und säuft das Ballistol auf wie ein Schwamm. Handschmeichler mit Charakter. Schleifstein ist nicht inkludiert. In die etwas enge Tasche passt der kleine DC3 von Fällkniven wie angemessen.
    Das spiegelblanke Messing wird etwas dunkler werden. Mit den ersten selbst erlebten Gebrauchsspuren wirds eines meiner Topmesser.

    Einmal editiert, zuletzt von roms ()

  • Fürs Bark River Sog macv trifts die hier erwähnte Eigenschaft "grenzgeil" ziemlich gut.
    Nach dem auspacken: Sehr handwerklicher Charakter. Oberflächen sind etwas rauher als bei den anderen Bark River Messern. Die schwarze Scheide färbt etwas ab, stört aber nicht sonderlich Das Leder von Griff und Scheide kommt etwas trocken und säuft das Ballistol auf wie ein Schwamm. Handschmeichler mit Charakter. Schleifstein ist nicht inkludiert. In die etwas enge Tasche passt der kleine DC3 von Fällkniven wie angemessen.
    Das spiegelblanke Messing wird etwas dunkler werden. Mit den ersten selbst erlebten Gebrauchsspuren wirds eines meiner Topmesser.

    Danke für Deine Infos aus erster Hand. Super! "Handwerklicher Charakter" ist ja auslegungsfähig, ins Positive oder ins Negative. Findest Du die Verarbeitung dem Preis angemessen? Oder eher nicht so?


    Viele Grüße,

  • Mit "Handwerklich" meine ich, dass man dem Ding ansieht, dass es nicht aus der CNC gesteuerten Fräse rausgefallen ist. Verglichen mit einigen anderen Messen aus dem selben Haus und als technischer Laie würde ich so sagen:
    Die Klinge hat keine Fehler in der Symmetrie. Aber man merkt die Handarbeit. Beim Rücken und der Fehlschärfe ist die Kante schärfer und nicht so gebrochen wie beim Blackjack Modell 7 oder beim Bravo.
    Die Klingenoberfläche ist von allen die rauhste, verglichen mit Gunny, Bravo, Boone, Blackjack Modell 125 und 14.
    Am Lederscheidengriff (19 Scheiben) merkt man die Handarbeit am besten, genauer an den Rundungen der Fingerrillen. Kenne als Vergleichsstück das SOG Super Bowie, dort sind sie deutlich gezirkelter.
    Die Lederscheide ähnelt der des Blackjack Modell 7. Nieten, Druckknöpfe sind haargenau dieselben. Die Beinseite ist rauh. Dort ist eine Stempelung „Bark River ...“ Die Scheide ist weit genug im Gegensatz zu der des Modell 7. Der obere Teil der Scheide hätte einen oder zwei Lederkeile vertragen, sowie die anderen, welche mit „Sharpshooter“ gestempelt sind. Der Druckknopf war erst zuzukriegen, nachdem ich das Leder mit Ballistol einbalsamiert hatte, das für einen Pharao ausgereicht hätte.
    Die Schleifsteintasche ist wie gesagt eng. Kann mir keinen Stein vorstellen, der da reinpasst ausser dem Fällkniven Diamantschleifer.
    Preisleistung: Das Ding war natürlich ist eines meiner Teuersten, aber damit habe ich das Trauma meiner Jugendtage bewältigt, als es das Al-Mar SOG gab, und ich es mir damals nicht leisten konnte. Bereue es nicht! Das Tech2 von SOG mit dem Kunststoff bietet übrigens bei weiten nicht den Thrill wie das Bark River. Würde mir nur wieder Lederscheibengriff nehmen. :thumbup:

  • Selbst beim billigen Ontario Pilotenmesser ist ein Stein dabei, bei den SOGs selbstverständlich auch.
    Dass da kein Stein dabei ist, ist für mich weder Nostalgie noch vergessener Beipack, sondern eher ne Frechheit.


    Und was man mit viel BR-Sympathie als rustikale Bearbeitung sehen kann, kann ebenso gut schiere Nachlässigkeit sein.
    Das mit dem mangelnden Öl für Griff und Scheide ist doch wohl weniger Nostalgie als einfach eingesparte Arbeitsgänge.


    Passt für mich irgendwie in das Bild, das ich bekam, als ich eine BR/BJ-Scheide mal mailweise gerügt habe....

  • So muss es sich anfühlen, Alfa Romeo Fan zu sein....
    Ich habe viele Barkies aber die angesprochenen Punkte sind weltweit in Foren beschrieben. Mr Stewart soll ein complete dick sein aber.... Messer designen kann er.


    Ich hätte auch gerne ein BR SOG aber es könnte auch 80 Euro weniger kosten. So ist es mir zuviel.

  • Danke für die weiteren Infos, roms!


    Kleine Randnotiz. Ich hatte sowohl den (einen der?) Deutschen Bark River Importeure als auch Bark River selbst angeschrieben und um ein paar Infos zu dieser Edition gebeten. Insbesondere wollte ich wissen ob es eine einmalige Auflage war, oder es weiterhin (z.B. in kleineren Chargen) produziert wird. Leider von Beiden keine Antwort ....


    Grüße,
    Stefan

  • ...Leider von Beiden keine Antwort ....


    Ich hab mir das besagte Messer in Schaafheim ja live angesehen. Mir wäre es den aufgerufenen Preis ebenfalls nicht wert.


    Aber Jenny oder ihren Mann kannst du jederzeit (Während der Gesch.Zeiten) anrufen und einen Plausch halten. Sie stehen permanent mit BR in Kontakt und haben ihren Finger am Puls von BR.


    BG, Andy

    Member of the "outer Bunch..."

  • Ich hab mir das besagte Messer in Schaafheim ja live angesehen. Mir wäre es den aufgerufenen Preis ebenfalls nicht wert.


    Aber Jenny oder ihren Mann kannst du jederzeit (Während der Gesch.Zeiten) anrufen und einen Plausch halten. Sie stehen permanent mit BR in Kontakt und haben ihren Finger am Puls von BR.


    BG, Andy

    Eben die hatte ich ja angemailt und wenn man einen Shop betreibt, liest man seine Mails, denke ich zumindest.

  • Danke für die weiteren Infos, roms!


    Gerne!
    Möchte übrigens ergänzen, dass als Vergleichsstück auch das Njord von Fällkniven hier irgendwo herumliegt. Bin also kein Anfänger im Ankauf überteuerter Messer mit Lederscheibengriffen. Bei der Lederscheide des Njord (die alte Karamelfarbene mit wem grässlichen Fantasy-Wikingerhelm) könnte man auch einige Unvollkommenheiten konstatieren und der Lederscheibengriff wirkt zumindest so präzise gefertigt wie der des BR. Der Griff ist halt spindeldünn und zu kurz und der Fingerschutz, der nicht einmal die Breite der Scheide erreicht, ist ein Witz. Schwere Mängel im Design also. Der entscheidende Unterschied für mich: Das Njord groovt nicht. Da geht nichts unter die Haut im Gegensatz zum SOG-Macv Design. Bin vielleicht doch etwas ein Alfa-Romeo Fahrertyp. Derzeit aber auf Volkswagen!

    6 Mal editiert, zuletzt von roms ()

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!