Behring Made Technical R.Sous Bridger

  • Mir ist gerade mal aufgefallen, dass das R.Sous Bridger hier noch kein Review zu verzeichnen hat :D


    Hier eine etwas ausführlichere Abhandlung zu dem Messer:


    Nachdem ich nun schon seit Januar auch das Technical Bridger nutze, hab ich es mir rausgenommen den Georg Geismar nochmal zu nerven und ein D Legales fixed ins Leben zu rufen.


    Ich habe eine Klingenlänge von 11 cm gewählt, da das Messer EDC tauglich bleiben sollte. Das Standard Bridger ist etwa 1 cm kürzer (in der Klingenlänge und auch insgesamt) und in meiner Hosentasche war noch Platz für etwas mehr, wobei 12 cm zuviel gewesen wären. Ich mag zudem Messer generell nicht so sehr, deren Klinge nicht mindestens genauso lang ist, wie der Griff.


    Neben der Verlängerung der Klinge habe ich nach einer filigranen Spitze verlangt. Dies wirkt nun bei vielen Leuten als Widerspruch zu dem, was ich über viele Jahre benutzt habe. Dazu folgende Erklärung:


    Ich habe lange Zeit darauf gepocht, dass ein Messer die Reserven haben muss große Hebelkräfte abzukönnen. Über mehrere Jahre habe ich viele Messer ausprobiert und fast jedes Wochenende umfangreich damit arbeiten können. Mir ist dabei immer wieder aufgefallen, dass mir insbesondere bei der Arbeit mit Foldern oder recht kleinen Messern, bei denen filigranere Spitzen vorhanden sind, die Arbeit wesentlich leichter von der Hand ging. Dies ist in den letzten Jahren so weit fortgeschritten, dass ich meine Denke da geändert habe. Bei 99 % der Arbeiten die man betreibt, braucht man eine filigrane Spitze und ordentliche Schneidleistung. Das 1 % der absoluten Notwendigkeit sein Messer zum Aufbrechen von irgendwas zu benutzen nehme ich mittlerweile insofern in Kauf, dass im Notfall die Spitze meinetwegen abbrechen kann und man somit automatisch ein Tanto in der Hand hat. Nach Jahren der Extremtests, etc. halte ich mich nun ehr an die Praxis, die ich draußen und im Alltag betreibe und deren Anforderungen. Die Philosophie ist eben eine andere. Bin ich in der Zivilisation, so bieten sich mir immer andere Hilfsmittel, als eine Messerspitze und in der Wildnis tauchen solche Tasks im Grunde gar nicht auf. Man hat es mit Fell, Haut, Fleisch und Knochen zu tun, oder mit verschiedenen Hölzern oder einigen, meist textilen Materialien. Da taugt die feine Spitze genau wie ein Schliff mit kleinem Keilwinkel eben einfach wesentlich besser.


    Ich verstehe jeden Menschen sehr gut, der da seine Priorität anders setzt und permanent die genannte Reserve fordert. Auch ich habe nach wie vor Spaß an diesen Dingen, setze sie aber nur noch ungerne ein, da mir zu viel Effizienz flöten geht.


    Das Messer hat eine fast Nadelfeine Spitze. Es verläuft durch den Hohlschliff nahezu in eine Art Skalpell. Ein banales Beispiel zum Nutzen: Splitter! Ich habe es immer wieder gehasst, mit einer groben Spitze in der eigenen Haut zu popeln und das passiert draußen ebenfalls häufiger, als irgendwelche Munitionskisten vorzufinden, die man rasend schnell öffnen muss damit man überlebt.


    Das Schneiden von Dosen ist mit dieser Spitze ebenfalls einfacher. Man muss erst gar nicht verkanten und drückt die Dose auch nicht mit einer stumpfen Spitze zusammen. PET Flaschen lassen sich präzise schneiden und über weichere, natürliche Werkstoffe brauch ich nun nicht weiter philosophieren. Da ist man schneller, braucht weniger Kraft und Zeit und ist somit effizienter.


    Der Griff des Messers entspricht in seinen Abmaßen dem originalen Bridger Griff. Dieser hat ganz leichte „Fräsungen“, die bereits guten Grip geben, um die Kontur des Messers beim Halt noch zu unterstützen. Die groovings beim großen Messer haben mir gezeigt, dass noch ein wenig mehr Grip möglich ist, während sich das ganze kurioserweise in der Hand noch weicher anfühlt. Das kommt durch die noch flüssigeren Übergänge an den Griffkanten.


    Bei dieser Messergröße habe ich bewusst von einem Machetenhaken oder anderen Mitteln zum Auffangen von Fliehkräften abgesehen, da es für grobes Haken einfach nicht die Hiebwirkung entfaltet.


    Ein weiterer Grund für den filigranen Griff ist der Wunsch nach der Möglichkeit das Messer verdeckt oder zumindest sehr kompakt tragen zu können. Eine Sheath, egal ob aus Kydex, Leder, o.a. trägt so entsprechend wenig auf.
    Ich trage im Alltag alle meine 42a Konformen Fixed in der Hosentasche. Entsprechend fiel meine Wahl in den letzten Jahren auf Messer wie das Spartan Blades Phrike, Behring Made Bridger, Bawidamann Blades Skraeling oder gar auf Strider ED oder Böker Para 1. Alles was einen absolut vollwertigen Griff hat kann man so nur noch schlecht tragen und es wird dann auch in der Länge schwierig, wenn man das 50% Klinge zu 50 % Griff Verhältnis nicht zugunsten des Griffs ändern will.
    Die Haltbarkeit und Optik des eigens für dieses Messer gefertigten Leinenmicartas hat mich bereits bei dem großen Messer in seinen Bann gezogen und entsprechend wollte ich hier nicht darauf verzichten. Für das große Messer wurden vorhandene Griffschalen von Hand per Dremel gegrooved. Im Falle des R.Sous Bridger wurden die Schalen vollständig neu gefertigt, da das runter dremeln der normalen Bridger Schalen selbige zu dünn gemacht hätten.
    Das Ergebnis ist ein Kompromiss aus Phrike und Bridger.


    Wie bereits erwähnt kommt es mir bei diesem Messer auch nicht auf eine Tauglichkeit zum Hacken an, sondern hauptsächlich auf Schneidleistung. Diese erfährt man primär nicht durch Schaben, Batoning, etc., sondern am besten anhand des gezogenen Schnitts, oder anhand eines Druckschnitts. Insbesondere beim gezogenen Schnitt drückt sich die Klinge bei Belastung immer stark in Richtung des Daumens. Je weiter das Schneidgut in Richtung der Klingenspitze wandert (Beispielt Spitze an einen Stock schnitzen) umso größer wird durch die Steigerung des Hebels die Kraft, die auf den Daumen lastet. Die Zugbewegung erzeugt zudem eine Belastung des Daumens in Richtung der Hand. Um dies so ergonomisch wie möglich zu gestalten, wollte ich ähnlich wie beim großen Technical R.Sous eine Vertiefung auf dem Wege vom Griff zur Klinge, bzw. „Daumenrampe“ in Form einer Mulde, so dass der Daumen beim Schneiden nicht unnötig weit von der Hand abgespreizt wird und entsprechend mehr Kraft aufbringen kann. Ein Abrutschen nach vorne wird zudem nochmal mit leichten Jimpings verhindert, die jedoch nach Hinten aus Ergonomiegründen nicht in der Mulde eingebracht sind.


    Der besagte Hebel wird beim Ansetzen des gezogenen Schnitts, aber ins besondere beim Druckschnitt durch eine Schneide gewährleistet, die unterhalb des Daumens nicht durch eine Schleifkerbe oder eine Fehlschärfe behindert wird. Der Daumen kann seine Kraft senkrecht auf geradem Wege nach unten auf einen scharfen Klingenteil übertragen.
    Den Hohlschliff habe ich aus dem gleichen Grunde wie bei dem großen Messer gewählt. Nachzulesen in der entsprechenden Beschreibung.


    Zudem hat die Klinge den Ansatz einer Falschen Schneide, jedoch bis zur Spitze obendrauf flach gehalten. Dies erhöht die Penetrationsleistung und lässt das Messer zudem zentriert in einen Wildkörper eindringen. Die Spitze befindet sich auf der Linie der Mittelachse des Griffs.


    Neben meinem selbstgefälligen Gedankengang, eine 42a konforme Notlösung zu meinem großen und damit grundsätzlich bevorzugten Messer zu finden, habe ich zudem immer wieder in Betracht gezogen auch ausschließlich mit diesem Messer draußen zurecht zu kommen.


    Beiläufig aufgenommene Wünsche von Freunden, die auch im täglichen Leben draußen arbeiten und unter Umständen stark auf ein Messer angewiesen sind, haben ergeben, dass große Messer eigentlich weniger angestrebt sind. Es kommt in einem gewissen Rahmen noch auf das Gewicht an, aber insbesondere auf die Möglichkeit ein Messer noch unter anderer Ausrüstung am Mann tragen zu können. Penetrationsleistung, sowie die Reserven im Notfall auch Missbrauch entgegen der genannten Philosophie ausführen zu können, ließ mich zu dem Entschluss kommen, das Messer auf 5 mm Stärke zu dimensionieren. Gesetzt der Fall, dass es in einem Notfall als Hebel herhalten soll, so würde die Spitze nachgeben, jedoch verbirgt sich dann vor dem Griff noch ordentlich Klinge und ein massiver Keil aus O1 Stahl.

  • ...und weiter :)


    Zu O1: Grundsätzlich ist dazu von meiner Seite aus zu sagen, dass wir es im Camp bei defekten Messern (Kundenmessern) in 70 % der Fälle mit diesem Stahl zu tun hatten. Im Falle von Customs gab es da mehr Schwierigkeiten als mit Serienmessern, die aus diesem Stahl gefertigt wurden. Ihr könnt euch vorstellen, dass bei mir eine gewisse Skepsis gegenüber dem Zeug bestand. Nachdem mein Strider MK1 (Thin stock: 4,8 mm; Hollow Grind) beim abhacken Fingerdicker Fichtenäste kaputt gegangen war, hatte ich das Thema Hohlschliff im Grunde bereits ad acta gelegt. Das Spartan Difensa mit seiner Klingenstärke von 5 mm und einem recht hoch gezogenen Flachschliff leistete gute Dienste. Jedoch fehlte mir die enorme Eindringtiefe beim Hacken, die Möglichkeit das Messer wirklich äußerst flach ans Schnittgut anzulegen und filigran schneiden zu können, so wie es mit dem Hohlschliff bestens ging. Ich schonte mein damals erworbenes Alaskan und führte es lediglich zu Spaziergängen aus und schnitt hier und da mal eine Kleinigkeit. Im Gespräch mit Georg wurde mir dann nahegelegt, dieses Messer für die Arbeiten zu nutzen, bei denen der S30V spröde ausbrach. Der wesentlich feinere Schliff des Alaskan zeigte sich unbeeindruckt und ich war erstaunt, dass die Schnitthaltigkeit auf einem doch sehr hohen Niveau war. Es ist sicherlich nicht mit Spartans kryogehärtetem S35VN zu vergleichen. Jedoch braucht es sich vor Standard gehärtetem Pulvermetallurgischem Stahl nicht zu verstecken. Woran es liegt, dass der O1 bei dem einen mal besser ist und bei dem anderen schlechter? Natürlich am Härteverfahren. Entscheidend sind dabei Details:


    Wie lange bleibt es erhitzt?
    Wird durch einen Schmiedevorgang verdichtet?
    Welches Abschreckmittel wird verwendet und wie lange?
    Was passiert nach dem Abschrecken vor dem Anlassen?
    Bei welcher Temperatur wird angelassen?
    Wie wird abgekühlt?
    Die Antworten zu diesen Fragen sind teils das größte Geheimnis der Firmen und so verhält es sich auch in Industriebetrieben. Man kann hergehen und mit den Infos aus dem Stahlschlüssel (die Bibel der Metallsorten) arbeiten, oder aber einen hohen Kostenaufwand in Kauf nehmen und anhand eigener Versuche einen Erfahrungsschatz aufbauen, der einem kleine Vorteile bescheren kann.


    Es gibt nicht umsonst gute und schlechte Härtereien, Firmen im Bereich Werkzeugbau, etc.
    Kommen wir zum O1 – zu Deutsch: 100MnCrW4 / 1.2510


    Hier direkt die Auflistung der Legierungsanteile:


    C 0,98 (Kohlenstoff)
    Si 0,25 (Silizium)
    Mn 1,1 (Mangan)
    Cr 0,6 (Chrom)
    V 0,1 (Vanadium)
    W 0,6 (Wolfram)


    Im Vergleich hat der O1 einen fast doppelt so hohen Anteil an Kohlenstoff, was über den Härteprozess schonmal von Relevanz ist. Ich bringe es grob auf den Punkt und hoffe die Freaks unter euch mögen mir verzeihen, dass ich nun nicht den Rahmen sprenge und ins Detail gehe: Durch den höhren C Anteil ist mit einem leicht aufwändigeren Verfahren im Standardfall eine höhere Härte zu erzielen. Ich nenne hier kurz für die Fachleute die Begriffe 0,8 %, Austenit + Sekundärzementit, Sekundärzementit + Perlit, Übereutektoid. Wer sich hier weiter schlau machen möchte, der steige beim „Eisen – Kohlenstoff Diagramm“ ein!


    Die Anlasskurve beim O1 ist etwas steiler als beim S7, jedoch kommt sie in der Härte auch aus höheren Gefilden.
    Es ist nun die Kunst des Herstellers einen Härtegrad zu wählen, der zum späteren Einsatzbereich des Messers passt. Ein Messer mit einem Härtegrad von 62 HRC ist sicherlich recht lange scharf und wird einiges trennen können. Jedoch ist damit zu rechnen, dass es auch relativ spröde wird. Wird ein niedrigerer Härtegrad gewählt, so ist das Material natürlich „flexibler“ und weniger Bruchgefährdet, muss dann aber auch öfter nachgeschärft werden.


    Dazu kommt, dass die Endbearbeitung in der Präzision genauso penibel sein muss wie auch der Härteprozess. Kleinste Fehler führen schnell zum Versagen.


    Ich persönlich halte es für die absolut höchste Kunst, wenn ein Messermacher bzw. Schmied eine Anlassfarbe, welche auf die Anlasstemperatur schließen lässt perfekt deuten kann. Wenn das Licht einmal nicht stimmt, oder die Augen an dem Tag etwas getränt haben am Ofen, so kann es da schnell zu Abweichungen kommen, die ein Computergesteuerter Ofen nicht erlaubt.


    Als kurzer Einschub: Behring macht bei seinen Classics die Härtung in einem Ofen von Hand, schreckt in einem eigens abgestimmten Ölbad ab und nutzt zum Anlassen einen programmierten Ofen. U.a. hier zu sehen: https://www.youtube.com/watch?v=qNYZbq7ve1Q


    In einer großen Fertigung halte ich es für das Richtige, Abweichungen zu minimieren und moderne Technik zu nutzen.
    Zu den weiteren Bestandteilen im O1.


    Neben dem bereits erwähnten, höheren Kohlenstoff Anteil, ist insbesondere der geringere Chromanteil (0,6 zu 3,5 %) ein markanter Unterschied. Chrom ist ein recht hartes und korrosionsbeständiges Metall. Zudem ist marginal weniger Vanadium (0,1%) vorhanden. Vanadium ist eigentlich ein weiches Schwermetall, welches sich aber in Legierungen recht stark verfestigt und für eine größere Zähigkeit sorgt.


    Man sollte nun denken, dass bei weniger Chrom und Vanadium ein wenig fester Stahl entsteht, dessen höherer Kohlenstoffanteil vielleicht auch noch für Lunker sorgen könnte?
    Weit gefehlt.


    O1 enthält im Gegensatz zum S7 keinen Molybdän Anteil. Dieser ist im S7 sogar in recht hoher Menge vorhanden. Dieses Metall ist hoch warmfest (Schmelzpunkt von über 2600°C), zäh und hart. Es dient insbesondere bei Lufthärtern gerne als Legierungselement zur Vermeidung von Versprödung beim Anlassen.


    O1 dagegen hat einen Anteil vom Wolfram. Wolfram ist in fast allen genannten Eigenschaften dem Molybdän nochmals überlegen und in seiner Reinform kaum spanend zu verarbeiten. Jedoch ist es nicht härter! Alleine durch seine hohe Dichte, die Gold sehr nahe kommt entfaltet es sich als genialer Werkstoff (siehe Draht in der Glühbirne).


    In Verbindung mit dem Wolfram arbeitet dann noch ein höherer Mangan Anteil im Härteprozess. Dieses Material „bindet“ Sauerstoff, was wiederum Oxidation mindert. Im Härteprozess beeinflusst es die Schmelze positiv. (genauer gesagt hemmt es ein wenig die Bildung von Eisensulfid, entschwefelt und erhöht die Bildung von Austenit aufgrund komplexerer Vorgänge im Zusammenhang mit Stickstoff)


    Auch wenn es sich um zwei meiner Meinung nach sehr unterschiedliche Stähle handelt, so ist das Ergebnis doch recht ähnlich. Der gravierendste Unterschied liegt definitiv im Härteprozess.


    Was das Ergebnis angeht, so dürfte nach meinem Empfinden der O1 bei ähnlicher Zähigkeit eine höhere Härte liefern. Einerseits ein Vorteil, da eine Schneide Schnitthaltiger ist, andererseits muss man einmal mehr wetzen, was aber bei der Wärmebehandlung von Behring ein Hammer ist. Zum O1 ist folgendes Filmchen von mir vielleicht ganz interessant… Es reicht manchmal etwas Holz oder wirklich nur ein Gürtel um wieder zur Rasierschärfe zurück zu kehren:
    https://www.youtube.com/watch?v=LPRcruJgBLE


    Übrigens wird, bzw. wurde O1 neben dem Einsatz als Stahl für Messer, Klingen, Beile und Äxte auch für Stanzwerkzeuge, Gewindeschneiden, Prägewerkzeuge, Matrizen und Stempel eingesetzt. Als Schmelzmetallurgischer Stahl (bitte korrigieren falls falsch – hab keinen Bock zu googleln) in den 1930er Jahren entwickelt ist er ein günstiger und ungehärtet gut zu verarbeitender Stahl und so haben alte Werkzeugmaschinen teils Führungen aus O1 und auch ein altes Lineal oder bestimmte Lehren könnte aus dem Zeug in einer alten Werkstatt vorhanden sein.


    Ich bitte alle echten Freaks die flüchtig geschriebene Erklärung zu verzeihen. Ich möchte lediglich den Laien ein wenig die Sache schmackhaft machen. Genau Abläufe würden hier den Rahmen absolut sprengen.


    Der Optik wegen und um der Korrosion noch ein wenig mehr entgegen zu treten wurden die Klingen gebläut/brüniert. Die Anfrage bei Behring ergab, dass keine giftigen Chemikalien als Abrieb auftreten können, die zu gesundheitlichen Bedenken führen. Bisher gab es keine geschmacklichen Beanstandungen, nachdem Nahrungsmittel mit den Messern verarbeitet wurden.


    Ich bin sehr erfreut über das Ergebnis. Es ist haargenau das dabei rausgekommen, was ich mir gewünscht habe. Es wird in seiner Funktion, genau wie in der Optik, nicht jedem Geschmack entsprechen. Ich will diesen kleinen Schneidteufel, der mir nun als EDC dient, nicht mehr aus der Hand legen.

    Plan - Prepare - Execute

  • noch für alle "betrieblichen" Nutzer :)


    Ich habe durch diverse Umstände sehr intensiven Kontakt zu verschiedenen Sonderkräften in Deutschland, Israel und den USA. Ich habe insbesondere zwei Freunden, mit denen ich schon seit langem auch im Thema Messer immer wieder guten Austausch finde einen kleinen Fragen Katalog gestellt. Das Ergebnis war, dass das Messer primär natürlich Schneidaufgaben übernimmt und dabei auch darauf ausgelegt sein soll. Es bestand auch da der Wunsch nach einem Messer, welches von der Spitze an schneiden muss. Gurtmaterial, Kleidung, aber auch das ganz übliche. Hebeln muss man nur in Notfällen und die Möglichkeit dazu habe ich ja im Konzept erklärt.
    Unabhängig davon muss das Messer im seltenen Notfall natürlich auch als Waffe dienen können. Entsprechend sollte der Griff auch mit Handschuhen bei einem Stich absolut sicher gegen ein Verrutschen in Richtung der Klinge sein. Kampfhandlungen mit Blankwaffen sind, wie es mittlerweile sehr viele Dashcam-, Wärmebild- und Helm-Aufnahmen belegen, keine geregelten Abläufe, sondern ähneln ehr der Form des Catfight, wie man ihn oft bei Auseinandersetzungen zwischen Mädels sieht. Die Damen gehen entgegen der Herren sehr schnell eine Stufe weiter, die schon fast dem Kampf auf Leben und Tod Nahe kommt: Einsatz von Zähnen, Nägeln und Griffe, sowie Schläge in Richtung Hals und Augen. Diese hektische Infight Sache erfordert ein Messer, welches sicher Textilien durchsticht und auch improvisierte und teils professionelle Schutzausrüstung überwinden kann.
    Der Hohlschliff bietet aufgrund des geringen Flankenwiderstands enorme Kapazität bei einem Slice, während die Spitze ebenfalls durch die feine Konstruktion dem zu penetrierenden Material wenig Auflage bietet, sondern die Krafteinleitung punktuell bündelt und weiter gibt. Der Reversegrip ist in der Realität ausschließlich bei verschiedenen Aktionen im Postenklau sinnvoll. Hier bietet das runde Griffende ein sattels Widerlager für den Daumen. Die Handballen Kante liegt zudem wieder in der Fingermulde vor der Klinge an, so dass selbst schwere Stiche unproblematisch sind.
    Die gegroovten Micarta Schalen bieten zudem auch unter Einfluss von Blut, Wasser oder Schweiss zu der Kontur des gesamten Griffs weiteren Grip.
    Bezüglich der Tragweise in Einsatzgebieten muss das Messer ähnlich sicher wie die Schusswaffe geführt werden können. Auch im nicht feindlichen Gedrängel in Drittwelt Ländern wird die Ausrüstung immer wieder gerne befummelt und die Menschen nehmen gerne Gegenstände an sich. Fast ausnahmslos wird das Messer dabei Tip down unter der Achsel gegenüber der Nutzhand (beim Rechtshänder -> linke Achsel) geführt, so dass es über einen etwas weiteren Crossdraw der Sheath entnommen werden kann. Diese Stelle ist meist vom Arm verdeckt und wird nicht so leicht von Außenstehenden erreicht. Ein entnehmen ist für den Nutzer jedoch ebenso einfach, wie das zurückführen.
    Bei der Notwendigkeit eines schnellen Zugriffs vergeht ein Hauch mehr Zeit als bei einer direkten Crossdraw Tragweise an Gürtel oder Chestrig. Jedoch sind diese Stellen meist für Ausrüstung mit höherer Präferenz bereits belegt.
    Insgesamt erfüllt das Messer die gewünschten Anforderung bislang bestens.


    Die Bilder stammen von verschiedenen Personen und von unterschiedlichen Orten auf der Welt und ich denke es stört niemanden, wenn hier Diskretion waltet.

  • Klasse Review AJAX!


    Mir hat dein Design von Anfang an gefallen. Es freut mich zu hören, dass es sich auch genau so gut schlägt wie es aussieht.
    Das "Problem" mit den Reserven bei einem Messer kenne ich. Auf der einen Seite möchte man es stabil haben aber auf der anderen Seite sollte es auch filigranere Aufgaben erledigen können. Das Messer welches wirklich Alles perfekt kann gibt es nicht.
    Ich denke Du und Behring Made haben da echt eine Gute Arbeit geleistet!


    Trotz deiner sehr ausführlichen Erklärung bin ich immer noch ein bissl skeptisch, was den rostenden Stahl angeht, aber das ist ja Geschmackssache.


    Viel Spaß noch mit dem Messer


    Grüße Cedric

    Einmal editiert, zuletzt von CedricP ()

  • Hey Raoul,


    schön geschrieben und für mich zu 100% nachvollziehbar warum das Messer so ist, wie es ist.
    Deine Interpretation des Bridger ist für mich eines der besten mid-size Messer die man für Geld kaufen kann.
    Zugegeben, die Spitze ist so fein ausgeschliffen, dass ich ihr nach dem ersten Begutachten nicht viel zugetraut habe. Nun benutze ich das Messer aber schon eine ganze Weile, schonungslos wie jedes andere Messer auch, und siehe da, die Spitze hält :). Man muss dazu sagen, dass ich noch keine Notsituation erlebt habe, in der ich mit meinem Messer hebeln musste und halte dies auch für eher hypothetisch.
    Dafür ist das Messer bei täglichen Arbeiten -nämlich dem Schneiden- eine wahre Freude. Ich kenne kein Fixed in dieser Größe, das so gut schneidet und so fein ausgeschliffen ist.
    Als täglicher Begleiter ist es mir leider einen Tick zu lang. Aber "unterwegs" habe ich das Technical R. Sous Bridger gerne bei mir.


    Viele Grüße
    Jan

    two is one - one is none

    Einmal editiert, zuletzt von Idox ()

  • Servus! Beide Stähle sind meine "Lieblinge" und setze sie gleich. Auch die Klingengeometrie, siehe oben, setze ich gleich. Je nach Zweck! Ich habe z.Zt. das ER Dark Talon im Einsatz und bin wirklich sehr zufrieden. Es hat sich jedoch gezeigt, daß in der Hälfte des Einsatzes eine stärkere Spitze besser gewesen wäre. Hatte Angst, das Talon zu beschädigen. Jetzt freue ich mich auf das TFDE 10/11, das ich hier erweben konnte. Was m.E. auch eine nahezu perfekte EDC-Spitze hat, ist das ER mamba. Habe es seit Kurzem und kann es nur empfehlen! Übrigens: Ein toller Bericht, ein tolles Messer! Grüße!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!